Alles Obst

Auf unseren Wanderungen über die beiden Inseln La Palma und La Gomera kam die Idee auf, ein paar Bilder von den vielen Obstsorten zusammen zu stellen.
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Diese Palmen werden gepflegt, um den hiesigen Palmhonig zu gewinnen. Wie das geht, müssen wir uns mal bei Gelegenheit genauer erklären lassen:
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Feigenkakteen, bzw. die Früchte davon, haben wir auch schon mal probiert, aber da ist grosse Vorsicht geboten, die kleinen feinen Haare sind so stachelig, wenn die einmal in den Handflächen landen, kann man sie kaum wieder raus bekommen.

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Die Avocadobäume hängen voller Früchte, in La Palma sind ganze Hänge damit bepflanzt und bieten eine kleine Abwechslung zu den Bananenplantagen.
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Die Mangos, hier Mangas genannt, sieht man auch überall, wir kommen an einem Hof vorbei, mit einem großen Obstgarten voller Mangobäume, in den Kisten liegen die Früchte zum Verkauf, drei unterschiedliche Sorten, kleine runde gelbe, mittelgroße orangefarbene und die größeren sind grün-lila gefärbt. Alle riechen sie unglaublich aromatisch, ich packe gleich zwei Kilo davon ein und fülle den Kühlschrank auf.
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Papaya-Bäume sieht man eher selten, und nur in privaten Gärten, dann sind sie aber ein schöner Anblick:
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Unterwegs in den aufgelassenen Terrassengärten sind die Feigenbäume schon durch ihren süßen Duft schnell zu orten und die Früchte leicht zu ernten.
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Und die Sammelleidenschaft kommt bei uns beiden endgültig durch: ich finde am Wegesrand einen kleinen Birnbaum, allerdings dauert meine Freude darüber nicht lange, sie sind überreif und eignen sich nur noch zum Schnapsbrennen.
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Da hat Andreas mehr Glück, die Mandelbäume tragen teilweise noch und die frischen Nüsse sind sehr aromatisch. Doch Vorsicht, einige dieser Bäume sind Bittermandeln!
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La Gomera

La Gomera ist nicht besonders groß, aus der Vogelperspektive gesehen rund, und erinnert an einen Kuchen in Scheiben unterteilt, die spektakulären Schluchten laufen alle in der Mitte zusammen. Die Wanderwege sind alle gut ausgeschildert, allerdings ist das Busnetz nicht so gut ausgebaut wie auf der Nachbarinsel, die Busse fahren nur wenige Male am Tag und es erfordert etwas Planung, wenn man ohne Mietwagen Wanderungen unternehmen möchte.

Erste Station ist die Ankerbucht bei Valle Gran Rey, hier bleiben wir ein paar Tage lang.

Zuerst sind wir mit dem Bus in die Inselhauptstadt gefahren, während diesen eineinhalb Stunden konnten wir die landschaftliche Vielfalt der Insel bestaunen: das Valle-Tal mit den vielen Palmen und teilweise noch bewirtschafteten Terrassen, der Nebelwald hoch oben, der Blick in zerklüftete Täler runter und auf der Ostseite der Insel kam Teneriffa in Sicht, ein tolles Panorama.

Das hat Lust auf mehr gemacht, also sind wir zu einer Wanderung durch den Nebelwald gestartet – Nebel gab es keinen, dafür aber angenehmen Schatten und das Moos an den Bäumen sorgte auch so schon für einen gespenstischen Eindruck.
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Wir hörten kleine Vögel zwitschern, suchten und sahen sie in den Zweigen hüpfen, Kanarienvögel vielleicht?
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Und als ausgewiesenes Naturschutzgebiet wird der Wald weitgehend sich selbst überlassen, also findet man viel Unterholz und etliche uns unbekannte Pflanzen.

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Als Einkehrmöglichkeit auf dieser Wanderung wurde ein Restaurant angegeben, das einfachste kanarische Küche anbietet: das tägliche Menü bei Dona Efigenia besteht aus einem Brei aus Gofio (geröstetes Maismehl) mit einer leicht pikanten Paprikasauce, einer Gemüsesuppe quer durch den Garten, die man drüber schöpft und dazu ein grüner Salat angereichert mit Avocados, Papayas, Bananen und Tomaten, mit einem Dressing aus Palmhonig. Einfach nur köstlich! Das Dessert kam ungefragt zum Kaffee dazu…
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Bei unserer zweiten Wanderung sind wir vom kleinen Örtchen Playa Santiago ein Stück weit in die Berge hoch gefahren, und sind den Barranco, also die Schlucht, wieder runter gewandert.

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Der Name des Örtchens Imada dort oben klingt nicht nur wie ein arabischer Frauenname, es mutet aus der Ferne leicht arabisch an, helle Häuser mit überwiegend Flachdächern, drumherum Palmen. Zuerst verläuft der Weg durch aufgelassene Terrassengärten, dann kommt ein Stück mit überhängendem Felsen, gut gesichert durch Seile am Rand.
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Und überall kann man noch die alten Wege sehen, die zu den Feldern führten, eine mühselige Arbeit war das früher, diese zu erreichen und zu bewirtschaften. Am Ende des Tages sind wir voller neuer Bilder im Kopf und freuen uns auf ein kühlendes Bad im Meer.
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La Palma: Vulkane, Wein und Salz

An der Südspitze der Insel La Palma gibt es zwei Vulkane und zwei Leuchttürme, die uns der Wanderführer anpreist. Zuerst geht es mit dem Bus die hoch gelegene Küstenstraße entlang, wieder mit atemberaubenden Blicken übers Wasser, auf steil abfallende Hänge mit Terrassengärten, weiter unten die Bananenplantagen und die kleinen Strände. In Fuencaliente/Los Canarios laufen wir los, zuerst durch den Ort, am Ortsrand steht noch ein schönes altes Steinhaus, mit einem Restaurantbetrieb, inmitten von Weinbergen. Und hier beginnt die wilde karge Landschaft des Vulkangesteins in der zunächst noch viele Weinberge zu sehen sind; durch die Wärme der Steine werden die hellen Trauben jetzt schon reif, und tiefer unten im Lavagestein finden die Wurzeln der Pflanzen gute Wasserspeicher. Ideale Bedingungen in dieser unwirtlichen Gegend. Nur die Erntebedingungen stellen wir uns sehr schwierig vor, da die Weinranken auf dem Boden entlang wachsen und ab und zu sieht man einzelne Reben mit kleinen Stöckchen aufgestützt, um sie vor allzu hungrigen Eidechsen zu schützen.
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Es ist trocken und heiß, der Lavasand mit den vielen kleinen Steinchen staubt und an manchen Stellen ist es besser, in einem Abstand von 10 Metern zu gehen, um nicht in der Staubwolke des Vorderen zu verschwinden. Der erste Vulkan – San Antonio – ist weiträumig umzäunt und man muss ordentlich Eintritt zahlen: den schauen wir uns dann lieber von ferne an, die Wanderung ist auch so schon lange genug.
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Eine halbe Stunde weiter durch Weinberge, an einer breit ausgebauten Schotterstraße entlang gehend, sehen wir etwas unterhalb einen einsamen hellen Felsen aus der dunkelgrauen und braunroten Landschaft ragen, der Roque Teneguía, da gibt es Felsenzeichnungen mit Spiralen und Kreisen von Altkanariern, geschätzt 2000 Jahre alt.
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Und dann kommt schon der zweite Vulkan in Sicht, der Teneguía, 1973 hat er das letzte Mal gespuckt, eine aufregende Vorstellung. Der Aufstieg ist gar nicht so schwer, und es weht ein Wind, der die Hitze erträglich macht. Steine gibt es da in allen Formen und Farben, wir sind fasziniert, und mit etwas Fantasie kann man allerlei aus den Formen herauslesen, wie beim Bleigießen zu Sylvester. In der Ferne sehen wir die Inseln El Hierro, La Gomera und Teneriffa, sie scheinen über dem Wasser zu schweben.
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Das Ziel unserer Wanderung, den alten und den neuen Leuchtturm, sehen wir von oben sehr deutlich, die Salinen daneben erscheinen ganz bunt in verschiedenen roten und blauen Tönen. Nun kommt die letzte Mondlandschaft, allein ein paar tapfere Sträucher haben hier inzwischen ihre Wurzeln geschlagen, ein toller Kontrast: die schwarzen Steine und die hellgelb-grünen Pflanzen.
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Um die Salinen unten an der Küste herum ist ein Lehrpfad eingerichtet, mit Schildern, die in spanischer, englischer und deutscher Sprache erklären, wie das Salz hier in einzelnen Schritten gewonnen wird. Das Meereswasser muss zuerst in ein Becken hoch gepumpt werden, in das sogenannte Mutterbecken, die erste Verdunstungsstufe, hier ist das Wasser rot von den Algen.
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Von hier wird das schon recht konzentrierte Salzwasser immer weiter nach unten in andere Becken geleitet, bis es in dem letzten Kristallisationsbecken landet, wo dann das Salz „geerntet“ wird.
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In einem der vorletzten Becken gibt es ein „Urtierchen“, eine ganz einfache Art von Einzellern, die zusammen allerdings interessante Gesteinsformen bilden, wie kleine Gebirgsformationen. Das alles kann nur in den Sommermonaten mit Hilfe des stetig wehenden warmen und trockenen Passatwindes stattfinden. Ab Oktober liegt der Betrieb wieder still.
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Eine palmerische Großfamilie, auf mehrere Autos verteilt, findet noch zwei Plätzchen für uns und nimmt uns in den Ort zurück, fährt uns sogar, als wir erzählen, woher und wohin, zur Bodega Teneguía. Das hatten wir uns schon beim Hinweg angeschaut: eine Wein-Kooperative, bei der jetzt Ende August, die Trauben für den Weißwein angeliefert werden und direkt vom kleinen Transportlader in den Mahltrichter geworfen werden. Beim Fotografieren bekomme ich ein paar Trauben zum Probieren gereicht, allerdings nicht ohne Hintergedanken: „Un beso por favor!“ Ich darf das Redel auch ohne Wangenküsschen behalten.
Der Verkaufs- und Probierstand ist hoch oben in der Halle mit der Weinpresse und den Tanks, auf einer Plattform eingerichtet, man kann alles gut beobachten, und es duftet herrlich nach frisch gepressten Trauben. Kein Wunder, dass wir am Ende einige Flaschen Wein zur Bushaltestelle hoch tragen.
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La Palma – die grüne Insel

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Die westlichste Insel der Kanaren und die erste, die wir beide kennen lernen: hier liegen wir sehr ruhig im Hafen von Puerto de Tazacorte gut geschützt durch gleich zwei große Kaimauern, kaum ein Wind weht hier. Da kann die Muktuk dann auch länger bleiben, bevor wir die nächste längere Reise Ende November in Richtung Karibik antreten.

La Palma, sagt man, ist die grünste Insel der Kanaren und noch vom Massentourismus weitgehend verschont. Viele Urlauber sind trotzdem da, es ist landschaftlich wunderschön hier, zum Wandern, Baden und Entspannen. Die Haupturlaubszeit ist hier und überall auf den Kanaren allerdings der Winter, wenn die Mittel- und Nordeuropäer dem ungemütlichen Wetter für ein paar Tage entfliehen wollen.

Das Bussystem ist gut ausgebaut und wird vor allem von den Einheimischen genutzt. Auch wir lernen den Fahrplan und die Buslinien nach und nach kennen.

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Um die Ecke beim Hafen sind zwei Strände mit schwarzem Kies, Ferienwohnungen, Restaurants drum herum, es ist viel los am Nachmittag und Abend. Der Ort Tazacorte liegt ein paar Höhenmeter weiter oben, fünf Minuten mit dem Bus oder fünfzehn zu Fuß durch die Bananenplantagen. Von dort hat man einen wunderschönen Blick übers Meer. Fünfzehn Busminuten weiter im Inneren liegt Los Llanos, die größte Stadt der Insel, mit einer schönen Fußgängerzone, vielen Läden, Cafés, Restaurants, einem kleinen Marktgebäude.

Und es gibt sehr viele Deutsche hier, Touristen wie Auswanderer: z.B. in Los Llanos finden wir ein gemütliches Café von zwei Deutschen Konditormeistern betrieben, mit bestem Käsekuchen und selbstgemachtem Eis, die Süddeutsche Zeitung und der Spiegel liegen aus; dann ein hübsches Restaurant mit kanarisch-venezolanischer Küche von einer jungen Deutschen und ihrem venezolanischen Mann betrieben; wir entdecken einen Gemüseladen, auch von einem deutschen Ehepaar betrieben, die hier am Vormittag die Bio-Produkte ihres Betriebes verkaufen und bei größeren Mengen auch zum Boot liefern. Ungewohnt für uns, nach diesem einem Jahr in Galicien, dass wir kaum noch dazu kommen, spanisch zu sprechen.

Eine der schönsten Wanderungen geht in die Caldera de Taburiente, einer riesigen Schlucht von 8km Durchmesser, die sich zum Inneren hin immer mehr verjüngt. Kiefernwälder, wilde Felsenlandschaft, wir gehen erst durch ein trockenes Bachbett voller Kiesel, aber die Anstrengung wird belohnt, bald kommt ein Naturschwimmbecken, und zu Abwechslung baden wir mal in Süßwasser.

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An einem anderen Tag werden wir von Mike und Uli, einem befreundeten Seglerpaar vom Nachbarsteg, eingeladen, mit ihrem Auto eine Rundfahrt zum Nordwesten der Insel zu unternehmen: zuerst zu einem malerischer kleiner Fischereihafen, eine Bar zum Kaffeetrinken davor, dann geht es weiter nach Los Tilos, einer kleinen Schlucht, mit dem größten zusammenhängenden Lorbeerwald der Insel, seit einigen Jahren ein Biosphärenreservat. Hier ist ein Informationszentrum eingerichtet, Picknick-Tische in Terrassen, wo wir uns zu Mittag gemütlich hinsetzen, nachdem wir eine kurze Wanderung zum Wasserfall unternommen haben. Auf dem Rückweg sehen wir noch ein paar Drachenbäume und können uns davon überzeugen, dass La Palma wirklich eine grüne Insel ist – der Westen fängt die Regenwolken und die Feuchtigkeit ein und von hier aus geht das weit verzweigte System der Wasserkanäle, Leitungen und Bassins los, das für die Bananenplantagen dringend gebraucht wird. Es war ein schöner Tag. Eine Stegparty steigt noch am Abend, wir sitzen vor unserem Boot, erzählen, singen bis spät in die Nacht.

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Madeira klassisch – Blumen und Levadas

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Nach den ersten Tagen in der Ankerbucht vor dem Ostkap sind wir zwei Buchten weiter westlich gefahren, haben den Anker vor dem Örtchen Machico geworfen. Und von hier aus starten wir zu einer Levada-Wanderung, die zu einem Besuch auf Madeira einfach dazu gehört. Die Levadas sind Wasserkanäle, die von dem wasserreichen und wasserspeichernden Norden der Insel das nötige Nass in den Süden transportieren, wo das Klima günstiger ist für den Anbau von Bananen, Wein und viel Ost und Gemüse. Und überall dazwischen Blumen! Die Levadas sind teilweise begehbar und einige sehr schöne sind als Wanderwege ausgebaut, die sich an den Hängen entlang schlängeln. Mit dem Bus fahren wir von Machico in ein kleines Dorf hoch und laufen fast vier Stunden lang eine Levada entlang bis zum nächsten Ort, immer am Hang entlang, immer auf der gleichen Höhe, nur die letzte halbe Stunde geht es steil bergab zurück in unseren Ort.
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Anfangs verläuft der Wasserkanal noch an Häusern vorbei, dann nur noch an Gärten und Wiesen mit kleinen Werkzeughäuschen, dazwischen mal ein bisschen Lorbeer-Urwald. Weinreben ranken sich am Wegesrand, mal wild, mal gepflegt, laden zum Naschen ein, und einmal schauen wir staunend einen senkrechten Hang hinunter, wo sich ein schöner kleiner Weinberg befindet. Wie kann man da bloß ernten?

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In den Gärten stehen hier überall Bananenstauden, zwischen den Maispflanzen wächst auch mal ein Kohl, ranken sich die Bohnen hoch. Kartoffeln, Möhren, Petersilie wild durcheinander. Und überall breiten sich Zucchini- und Gurkenpflanzen aus.

Mit solchen Gärten kann man sich sicher gut selbst versorgen… Ab und zu steht am Wegesrand eine Kiste mit Obst und dazu eine Dose für die Münzen: wir bedienen uns, zahlen den angegebenen Preis von je 50Ct für drei Bananen und Weintrauben und haben eine feine Wegzehrung.

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Zwischendurch riecht es ganz süß, wenn wir an einem Feigenbaum vorbei kommen, an einer anderen Stelle ist es frisch gemähtes Heu. Und in den kleinen Senken hört man immer wieder eine Ziege meckern.

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Es ist August und schon überall etwas trocken, trotzdem blüht zur Zeit viel: hie und da noch eine Strelitzie, die eigentlich in den Wintermonaten vorherrscht, ein paar verblühte Hortensien, Rosen, Lilien am Wasser und viele andere Arten, wilde und angepflanzte, die wir ohne Bestimmungsbuch gar nicht benennen können. Wir sind begeistert von der Vielfalt!

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Vor der nächsten Überfahrt, Richtung Kanarische Inseln, wollen wir noch mal die Wassertanks füllen und melden uns im benachbarten Hafen an. Wie froh sind wir, dass wir zwei Nächte lang auf ruhigem Kiel (aus)schlafen können. In der Bucht vor Machico hatten wir zuletzt Schwell und Wind quer zur Welle, d.h. Muktuk rollte die meiste Zeit hin und her die Längsachse entlang. An ruhigen Schlaf war nicht zu denken. Morgen geht es los!

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Am darauffolgenden Sonntag wurde in unserem Örtchen wieder ein Fest gefeiert:

Das Besondere daran dieses Mal, in zwei Gassen der Altstadt werden Ornamente ausgelegt auf dem Boden. Einige hundert Meter lang zieht der Teppich durch die Straßen. Er besteht aus bunt gefärbtem grobem Salz, Blumenblüten, die braunen Kringel am Rand sind aus Kaffeesatz, der das Jahr über aufgehoben und eingesammelt wird, und das grüne Füllmaterial dazwischen sind Mimosenblätter. In einer offenen Garage sitzen viele Frauen und zupfen immer noch an Blüten- und Mimosenzweigen, andere, überwiegend Frauen, knien auf der Straße und legen die Muster aus. Wir fragen, bewundern ihre Arbeit, sie erzählen uns, dass jede der beiden Straßen eine Art Verein haben, der nun bald in sein 80. Jahr geht, sie beginnen schon eine Woche vorher mit dem Zupfen der grünen Blätter, dem Einsammeln der Blumen.

Sonntagmorgen ab 8 h werden die Muster gelegt, mittags gegen 13h waren sie schon fast fertig. Das Salz passt zur Gegend hier, mit den vielen Fischkonservenfabriken, dem gesalzenen Fisch, früher gab es mehr Blumen, sagt eine ältere Dame, heute nimmt man überwiegend Salz, das geht schneller, es gibt auch nicht mehr so viele Helferinnen, die sich zwei Tage davor ans Blumenzupfen machen. Mangels ausreichender Helferinnen hat vor einigen Jahren die dritte Straße aufgegeben, es gibt nurmehr zwei Straßen, die diese aufwendige Arbeit leisten.

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Die Muster werden mit Hilfe einer großen Schablone gelegt, am Anfang und Ende des Musterteppichs gibt es dann richtige Bilder, Jesus und ein Kreuz dazu, oder Maria mit dem Jesuskind, oder gar zwei Schwäne mit einem Herz darin.

Und alle hoffen, dass der Wind nicht zu stark weht und die Blumen weg pustet, dass es nicht zu regnen beginnt, so wie die beiden letzten Jahre, wo ein Wolkenbruch mit einem Mal alles weg schwemmte. Viele Familien gehen vorbei, hübsch angezogen, die Mädchen vor allem in ihren schicken Sonntagskleidchen, Festtagsstimmung. Abends dann beginnt die Prozession auf dem Teppich – zu Ehren aller Ehepaare, die seit 25 Jahren verheiratet sind. Die gehen in der Prozession mit und dieses Mal hat die Sonne sich den ganzen Tag durchgesetzt.

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San Juan

Letzen Samstag auf dem Markt ging ich einem würzigen Duft nach und sah eine alte Bäuerin mit einem Karren voller grüner Sträuße vor der Halle stehen. Es sei Brauch, sagte mir die Bäuerin, die Pflanzen in einen Bottich voller Wasser zu legen und am Sonntag mit diesem wohlriechenden Wasser Gesicht und Hände zu waschen. Also kaufte ich auch ein Bündel und ließ mir erklären, was alles darin zusammengebunden war: Zitronenverbene, Melisse, Minze, Salbei, Rosmarin, Nussblätter, und noch viele andere intensiv duftende Pflanzen, deren Namen ich nicht kenne, eines bloß davon habe ich mir gemerkt, das auf Spanisch „gutes Kraut“ genannt wird.

Kräuter
Die Sonne schien, im Boot war es warm, und die Kräuter verströmten selbst im schwarzen Bottich im Wasser noch den wunderbaren frischen Duft, nicht nur, wenn wir daran vorbeigingen, er zog durchs ganze Schiff.
San Juan wird hier überall in der Gegend am 23. Juni gefeiert, ähnlich wie in Nordeuropa der Johannistag am 21. Juni. Im Nachbarort Palmeira wird er richtig groß begangen. Schon zwei Tage davor geht es los, gibt es Musik, tagsüber zieht die örtliche Gruppe der Dudelsackspieler durch den Ort, abends treten Musikgruppen auf, die Bars sind voller Menschen, die auf ein Weinchen und ein Tapa zusammenstehen, Kinder wuseln bis spät in der Nacht ganz selbstverständlich mit herum.
Höhepunkt ist dann am letzten Tag, eine „sardiñada“, auch ein Feuer war angekündigt. Also sind wir mit unseren Freunden dorthin gefahren: Am Strand hinter der Mauer wurden auf drei großen Rosten die Sardinen gegrillt, davor auf der Promenade standen die Verkaufstische, und dazu eine ganz lange Schlange gut aufgelegter Menschen. Es ging recht zügig voran, und wir wurden unterdessen unterhalten von einer unglaublich energievollen Zumba-Tänzerin, deren Schule hier in der Gegend liegt, und ihren Schülern, viele Jugendliche dabei. Ihre Musik lag ständig im Wettstreit mit einer Gruppe junger Männer, die ein paar Meter weiter mit Schlagzeug und Blechinstrumenten ebenfalls lateinamerikanische Stücke spielen wollten.
Die Sardinen waren köstlich, mit dem groben Salz knusprig gebraten, ein Stück dunkles Maisbrot dazu, ein Bier aus dem Plastikbecher. Unser Stehplatz an der Mauer beim Essen war perfekt: wir beobachteten die Sardinenbrater bei der Arbeit, ohne Handschuhe wendeten sie die Fische auf dem Rost, eine der Frauen, gab uns ab und zu noch ein paar Sardinen hoch, einfach so!

Sardinen
Etwas später, mit einem Glas Wein am Strand weiter vorne konnten wir das Feuerwerk zu Mitternacht erleben – genau über uns! Fünfzehn Minuten lang!
Danach wurden die beiden großen Holzfeuer angezündet, um die „bruchas“, die Hexen, z u vertreiben, die in dieser Nacht unterwegs sein sollen. Eines der Feuer war mit einer Opfergabe bestückt: ein altes Fischerboot aus Holz wurde mit verbrannt…
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Clases de Espanol

José

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Encandada, estos son Oscar y Juan, mis profesores de Espanol. Ellos hablan con migo espanol y me explican las palabras que me faltan, me corrigen con el tiempo de los verbos.

Muchissimas gracias! Tambien gracias a José, que estuve trabajando con Oscar en el barco Muktuk en los primeros meses.

Penso, que voy echar de menos la conversation con vosotros, la alegria, las bromas de Oscar y el buen ambiente en el barco durante del este tiempo!

Darf ich vorstellen, das sind Oscar und Juan, die beiden Schreiner, die zur Zeit im Inneren des Bootes die letzten Arbeiten leisten. Die beiden, und auch José, der von Dezember bis April mit dabei war, sind für uns im Alltag die besten Lehrer für Spanisch geworden, die man sich vorstellen kann.

Zwar hatten wir in Deutschland bereits vor fünf Jahren mit einem Sprachkurs privat und an der Volkshochschule begonnen, allerdings war davon gerade so viel hängen geblieben, dass wir einkaufen gehen konnten und uns trauten, nach dem Weg zu fragen. Um eine Wohnung zu mieten, nahmen wir sehr gerne die Hilfe von Erika an… Um mit den Handwerkern die Arbeiten zu planen half und hilft uns immer noch Nicolas.

In den ersten Wochen, und auch danach, müde vom täglichen Streichen, Planen, Hin- und Herfahren, haben wir abends auch nicht mehr Grammatik und Vokabeln gepaukt.

Dann aber kamen die Handwerker an Bord und es ging los, zuerst für zwei Wochen Diego, der Elektriker, mit dem Andreas die entsprechenden Begriffe üben konnte.

Ab Dezember waren die Schreiner da, durch Zuhören, Wiederholungen, kamen noch weitere Fachwörter dazu, wie Akkuschrauber, Leisten, darüber, darunter, Klappen, Schubladen.

Aber dann wollte ich auch gerne mit ihnen plaudern und sie mit uns, bewegten wir uns doch auf immer enger werdendem Raum (bedingt durch den Ausbau) täglich mit den Schreinern umeinander. Anfangs beschränkte sich die Konversation auf das Wetter, das ja sehr ergiebig war und immer noch ist, vor allem der viele Regen, auf den man schimpfen konnte. Dann aber fragten sie mich allerhand über uns, das Boot, und ich versuchte zu antworten, mit Händen und Füßen, Mimik, Pantomime, und nach und nach verstanden sie besser, was ich zu sagen versuchte. Ihrerseits halfen sie mir, mit Umschreibungen, Erklärungen, wenn ich ein Wort oder eine Redewendung so gar nicht verstehen konnte. Und so erfuhr ich ein bisschen was über das Leben hier, über die Familien, Krise in Spanien, die unsichere Arbeitsituation.

Inzwischen sind wir gut eingespielt, selbst Juan, mit Mitte Zwanzig der Jüngste, korrigiert mich ohne Scheu, wenn ich eine Verbform falsch verwende, oder ein Wort einfach aus dem Rumänischen, Englischen oder Italienischen herleite, es aber in Spanien etwas anders ausgesprochen wird, oder eine etwas andere Bedeutung hat. Ich verstehe sogar manche Witze, die Oscar macht: so wie heute, als ich an Deck beim Streichen der Ecken mit dem Kopf gegen den Aussenborder am Heck knallte und entsprechend laut reagierte, kam nach einer halben Stunde, als ich es schon längst vergessen hatte, Oscar hoch, und fragte, ob alles in Ordnung sei. Er wollte nachschauen, ob ich noch lebe, weil es ihnen da oben etwas still vorkam…

Und eine Hausaufgabe muss ich dringend noch erledigen: Kuchenrezepte übersetzen. Im Winter habe ich angefangen, möglichst einmal pro Woche einen Kuchen zur Werft mitzunehmen, für die Kaffeepausen. Inzwischen kann ich an Bord backen, während sich die Schreiner wegen dergestalt erschwerten Arbeitsbedingungen „beschweren“ und ankündigen, mit uns mitsegeln zu wollen, wenn das so weiter ginge. Aber ein Hefezopf (Danke Elfriede!) darf heutzutage auch gleich angeschnitten werden, nachdem er etwas abgekühlt ist. Vor ein paar Tagen fragte Oscar nach einigen Rezepten… und das ist nun eine Herausforderung. Äpfel klein schneiden, Zitrone reiben, schaumig rühren, wie heisst das alles richtig und verständlich in der anderen Sprache?

Sicher freue ich mich, wenn kein Holzstaub mehr auf der Muktuk herumwirbelt, aber ich werde die Schreiner bestimmt vermissen, die Gespräche mit ihnen und insgesamt die gute Stimmung, ihre Fröhlichkeit, die sie mit aufs Boot gebracht haben.

Waschen – Schneiden – Foehnen

Die Muktuk hatte in den letzten Wochen einen Termin bei mir, der so ähnlich lautete: Waschen – Streichen – Sanden – Saugen – und wieder Streichen.
Im Herbst hatten wir zu dritt (Nicolas, Andreas und ich) während der letzten schönen Sonnenwochen die Muktuk mit vereinten Kräften an Deck mit sieben Farbschichten versehen. Es fehlte nun noch der letzte Anstrich, der dafür sorgen soll, dass wir beim Herumgehen und Arbeiten an Deck nicht ausrutschen.
Von Erich haben wir feinsten und reinsten Sand aus einer Giesserei bekommen (Danke!!!), und nach nochmaliger Beratung mit Erika, wie die einzelnen Schritte zu tun sind, konnte ich loslegen, Stück für Stück des Decks mir vornehmen: Den ganzen Schmutz und Staub des Winters aus allen Ecken wegspülen, schrubben. Statt Shampoo etwas Spüli, dann Rostumwandler hinzu für den Flugrost, dieser muss sorgfältig wieder aufgewischt werden, sonst greift er noch die schöne rote Farbe des Rumpfes an… alles trocknen lassen.
Danach kommt die Sache mit den Spangen und Klammern, hier also die Felder für die Antirutschpartien mit Klebeband markieren. Endlich Farbe vorbereiten, in Malerkleider schlüpfen, und los geht es: die einzelnen Felder einmal mit der Rolle streichen, dann den Sand vorsichtig drauf rieseln lassen, verteilen. Der Staubsauger wird angeworfen und der Sand, der sich nicht mit der Farbe verbunden hat, kann abgesaugt werden. Nun sieht diese Partie schön sand-braun aus, sie soll aber das helle Grau des Decks bekommen. Nochmal zur Rolle greifen und eine weitere Schicht Farbe drauf, damit der Sand auch hält.
Eine aufregende Sache insgesamt, habe ich es doch zum ersten Mal ausprobiert und so meine Erfahrungen gesammelt: dass die Vorbereitungen genauso lange Zeit in Anspruch nehmen, wie das Streichen selbst. Dass man es sich nicht aussuchen kann, es aber besser ist, wenn möglichst wenig Wind weht, denn der Sand fliegt so leicht weg. Und wenn schon Wind, dann bitte konstant aus einer Richtung, so dass man die Reihenfolge der Streichpartien so festlegt, dass der Sand nicht gerade über die frisch gestrichenen Stellen drüberwehen kann. Über den nächsten windstillen Tag freute ich mich, auch wenn dann die Sonne ungehemmt herunter knallen kann, macht nichts. Und am zweiten Tag ging auch schon alles viel einfacher und schneller von der Hand.
Der Lack, den wir von International, der Farbenfirma, empfohlen bekommen hatten, ist nicht gerade ideal fürs Deck, er trocknet sehr sehr langsam. Einerseits gut, dann muss ich mich beim Steichen nicht stressen, das bedeutet aber auch, dass auf den frisch bearbeiteten Stellen ein bis zwei Wochen lang ein Gehverbot besteht… Da, wo die Schreiner zur Zeit noch ein und aus müssen mit ihren schweren Schuhen, den Holzteilen, da werde ich eben zuletzt streichen.

Deck mit Sand

Nun ist alles geschafft! Trocken und begehbar. Jetzt fehlt noch das Nachschneiden, auf der Muktuk das Ausbessern der Streifen dazwischen und vor allem das Nachstreichen der weissen Umrandung, hier sieht man den Flugrost und die abgeblätterte Farbe noch deutlicher als im Grau.

Kleine Feuertaufe

„Se mueve“ – Es bewegt sich

In der letzten Woche am späten Nachmittag schaukelte das Boot, die Schreiner hatten ihre Mühe mit dem Abmessen und Schrauben, gegen Abend wurde es mehr, auch der Wind nahm etwas zu, war aber immer noch moderat. Irgendwann ging ich raus, um mir die Leinen anzuschauen. (Die Zwischenstege sind für Boote wie Muktuk zu kurz gebaut, andere gibt es leider hier nicht, das ist immer schon ein kritischer Punkt gewesen und hat schon manchen Mitsegler zu kunstvollen Tauverknüpfungen inspiriert, die gut gehalten haben.)

Die Klampen

Auf einmal sah ich, dass eine Klampe am Ende des Steges hin und her schabte, sie hing gerade noch so an einer Schraube und auch diese war schon fast draussen. An dieser Klampe waren aber gleich drei Leinen befestigt, die das Boot achtern am Steg hielten, ohne sie würde die Muktuk mit ihren 26 t hinüber auf die andere Seite schwingen. Gut, dass neben uns kein weiteres Boot liegt. Aber auch so wäre es eine sehr unangenehme Situation.

Einer der Marineros, den ich um Hilfe bat, kam dann mit Werkzeug an, in der Zwischenzeit hatte ich zwei Leinen aus dem übervollen Ankerkasten hervorgekramt, und zur Sicherheit an einer anderen Klampen bzw. an der Steghalterung festgemacht. Der Marinero schraubte die Klampe wieder fest, eine zweite brachte er daneben an, legte eine Leine um, nahm sich alle anderen Klampen vor, überprüfte sie, zog sie fest und legte mittschiffs auch noch eine zweite Klampe an.

Nun weiss ich, dass Klampe auf Spanisch „cornamusa“ heisst, dass man Leinen nicht vom englischen „rope“ ableiten und „ropa“ sagen kann (das heisst nämlich Kleidung), sondern dass man die Leinen „cabos“ nennt.

Wieder festEinen grossen Dank an den Marinero und an unsere Freunde für die telefonische Unterstützung – und einmal tief ausatmen. Wie froh ich dann war, dass dies alles noch bei Tageslicht geschah und nicht mitten in der Nacht…