Grün

Neuseeland ist ja als die grüne Insel bekannt. Das können wir nun nach rund 4000 km Landstraße durchaus bestätigen. Damit es so grün bleibt, muss die Insel ständig gegossen werden – leider auch während unserer Reise. Aber zum Glück nicht als Dauerregen, sondern eher nach dem Muster unseres Aprilwetters – Regenschauer, Sonne, mal bedeckt mal heiter, warm wenn die Sonne scheint und kalt sonst.

Wir wollen uns nicht beklagen – meist haben wir genügend trockenes Holz für ein Lager- und Grillfeuer gefunden, und wenn es draußen zu ungemütlich war, haben wir uns ins Innere des Campervans gekuschelt und die Naturkulisse durch die Fensterscheiben betrachtet.

Gezäunt und gerädert

31 Millionen Schafe, 10 Millionen Rinder leben aktuell in Neuseeland. Das sind 7 Schafe und gut 2 Rinder pro Einwohner. Auf unserer Rundreise haben wir in drei Wochen definitiv mehr Schafe gesehen als in unserem ganzen bisherigen Leben.

Zwar sind die Viecher eigentlich überall, aber wegen der Sache mit dem Privateigentum muss natürlich immer ein Zaun darum herumgezogen werden. Das hat seine guten und schlechten Seiten. Zum einen hält es die Tiere überwiegend von der Straße fern, was das Autofahren deutlich erleichtert und den Schafen die Mühe erspart, sich mit den Verkehrsregeln vertraut zu machen.

Zum anderen hält es aber auch Campervans wie den unseren von den Freiflächen fern, denn eigentlich ist jedes Stück Land entweder Farm und damit bewohnt oder Weide und damit eingezäunt. Man fährt also durch die schönsten Gegenden und sucht am Abend ein Plätzchen, wo man den Bus abstellen kann. Aber wo man in Deutschland einen Feldweg oder eine Forststraße erwarten würde, trifft man in Neuseeland entweder Zaun oder Gatter. Die Suche nach einem Stellplatz kann also schon leicht mal ein Stündchen dauern.

Aber die Suche hat sich meist gelohnt: ein hübsches Plätzchen an der Lagune, ein Parkplatz auf den Klippen mit Blick auf die wilde Brandung, ein idyllisches Fleckchen am Bach, oder eben neben der Schafsweide.

Nur die vorletzte Nacht ging etwas daneben: da hatten wir ein hübsches Plätzchen direkt am Ufer unter einer stillgelegten Eisenbahnbrücke gefunden, nur dass sie sich dann doch als nicht ganz so stillgelegt herausstellte. Kurz vor Mitternacht rauschte ein Güterzug nach dem anderen über uns hinweg, bis zum frühen Morgen. Ihr glaubt gar nicht, wie laut ein Zug sein kann, wenn man sich etwa drei Meter darunter befindet.

Stadt Land Fluss

Es war schon erstmal eine Umstellung. Nach unserer geräumigen 20 qm Wohnung mit 3 Zimmern Küche Bad (unserer Muktuk) der Umzug auf 6 qm Campervan. Da wir für drei Wochen Fahrt doch einiges an Klamotten und Ausrüstung dabeihatten, war ständiges Umstauen an der Tagesordnung. Wollte man sich zum Essen hinsetzen, wanderte der ganze Haufen aus Jacken, Taschen, Rucksäcken etc. auf die Matratze. Brauchte man neue Küchenvorräte, wanderte der ganze Haufen wieder zurück, damit man die Matratze hochklappen und die Staufächer erreichen konnte. Brauchte man Kartoffeln, mussten zuerst die Wanderstiefel weg, dann die Regenjacken und -hosen, irgendwo darunter waren sie dann. Die ersten Tage konnte man echt die Krise kriegen.

Aber wie Segler wissen, ist der Mensch ja ein anpassungsfähiges Wesen. Am Ende ist uns der kleine Bus richtig ans Herz gewachsen (Danke, liebe ZigZags). Alles Nötige war in unserem Schneckenhäuschen dabei, das Kochen auf dem kleinen Gaskartuschenbrenner klappte auch, jeden dritten Tag konnten wir auch ein Lagerfeuer anzünden und grillen, und so konnten wir drei Wochen lang Weiden, Strände, Museen, Hügel, Kauri-Bäume, Höhlen, Blumenwiesen, Bäche, schneebedeckte Berge, blühende Parks, Vulkane und auch ein paar Städte anschauen und wissen nun aus erster Hand, dass es hinter der Küste tatsächlich ein ganzes Land gibt.