Rette sich wer kann

Auf der Arbeitsliste für den Werftaufenthalt stand auch die Wartung unserer Rettungsinsel, die zuletzt vor vier Jahren in Galicien zur Wartung war und nun wieder fällig ist. Schon vor unserer Abreise nach Deutschland haben wir sie ins Dinghi gepackt und auf die Werft geschleppt. In Deutschland kam dann die unangenehme Nachricht: der Hersteller der Insel ist vor einigen Jahren pleite gegangen, daher kann keine Wartung mehr gemacht werden, denn Originalersatzteile sind nicht mehr verfügbar, und andere darf ein zertifizierter Wartungsbetrieb nun einmal nicht verbauen.

Nach einiger Recherche im Internet, wie man so etwas macht, entscheiden wir, die Insel mal selbst anzuschauen. Eigentlich ist das auch kein großes Problem. An einem Tag mit trockener Luft pumpen wir die Insel mit dem Blasebalg auf und bekommen so einen ersten Eindruck von dem Teil, in das man eigentlich nie einstigen möchte. Wir studieren das Zubehör und wissen nun zum ersten Mal, was da eigentlich drin ist.

Die Insel macht einen recht soliden Eindruck, das Gummi ist stark und nicht spröde, die Verklebungen sehen intakt aus. Die Dichtigkeitsprüfung besteht sie auch gut, nach 36 Stunden ist der Druck immer noch gut. Auf der Gasflasche ist vermerkt, was sie leer und voll wiegen soll, auch da passt alles. Der Auslösemechanismus kann inspiziert werden, wenn man die Metallplatte abschraubt, auch alles gut.


Aber jetzt der Hammer: Es gibt in der Insel etliche Batterien: für das (kaputte) Blinklicht am Dach, für die Taschenlampe im Zubehörsack, für die kleine EPIRB zur Ortung. All diese Batterien sind im Jahr 2003 (!) abgelaufen. Das heißt, sie waren schon bei den letzten drei Wartungen abgelaufen und hätten von den Wartungsfirmen ersetzt werden sollen. Es stellt sich also die Frage, ob diese Unternehmen den Container überhaupt geöffnet haben, oder nur einen neuen Aufkleber (nächste Wartung am…) angebracht und eine Rechnung über mehrere hundert Euro gestellt haben.

Eine andere Frage stellt sich dagegen nicht mehr. Ob man es wagen kann, die Wartung der Rettungsinsel selber zu machen. Mag ja schon sein, dass man es nicht so perfekt hinbekommt. Aber man kann zumindest sicher sein, dass es überhaupt gemacht wurde.
Der schwierigste Teil kam allerdings noch: fast einen halben Tag habe ich gebraucht, das Ding wieder so zu falten, dass es wieder in den Container passt. Am Ende half nur ein ausgeliehener Spanngurt, um die beiden Halbschalen des Containers zusammenzukriegen. Aber in der Wärme der Tropen und bei dem ständigen Geschaukel an Bord wird es sich schon zurechtrücken.

Mal wieder Werft

Ist ja schon ein gutes Jahr her, dass wir zum letzten Mal die zweifelhaften Freuden des Werftlebens genossen haben, damals war es in Tahiti. Nun sitzen wir – kaum in Neuseeland gelandet – gleich wieder auf dem Trockenen. Die Arbeitsliste ist lang, aber nicht dramatisch, die üblichen Arbeiten und kleineren Reparaturen: eine neue Ankerkette, das Skylight ist gesprungen und muss ausgetauscht werden, ein Lukendeckel wird neu galvanisiert, der andere geschweißt, gesandstrahlt und lackiert. Die Bretter vom Cockpitboden sind durch und müssen neu gemacht werden, die Luke im Vorschiff leckt und muss neu eingeklebt werden, die Kielabdeckung hat Wasser gezogen und wird neu laminiert, und natürlich gibt es zwei Lagen rote Farbe auf den Rumpf und drei Lagen neues Antifouling, denn wer weiß, wann wir das nächste Mal wieder aus dem Wasser kommen.

Nach dem totalen Luxus des Landlebens in München sind wir in einer Übergangszeit, denn auf der Werft gibt es hervorragende Duschen, mit dem Strom müssen wir nicht sparen (wir haben Landstrom), und eigentlich könnten wir auch mit dem Wasser sorglos umgehen, denn die Tanks sind mit dem Wasserschlauch schnell wieder gefüllt. Dumm nur, dass das mit dem Abwasser nicht so einfach geht, wie auf dem Wasser. Unser Spül- und Waschwasser sammeln wir in einen Kanister, und der muss täglich ein paar Hundert Meter zur Abwasserstelle geschleppt werden – war also nichts mit sorglosem Wasserverbrauch.

Ansonsten ist die Essenz eines Werftaufenthalts ja der Vergleich von vorher zu nachher. Lassen wir also die Bilder sprechen.