April 2024
Leere Häuser gibt es viele im ländlichen Raum, die Bevölkerung Japans nimmt stark ab und konzentriert sich in den großen Städten. In der Regel werden die Familienhäuser nicht so schnell aufgegeben, oft reichen ein bis zwei Besuche jährlich zu den hohen Feiertagen, um sie weiter instand zu halten. Manchmal aber müssen die Familien die Häuser ihrer Vorfahren doch aufgeben, wenn sie im Unterhalt zu aufwendig und zu teuer geworden sind.
Wenn es sich dabei um besonders schöne oder historisch bedeutende Anwesen handelt, springt die Gemeinde ein, um es nicht verfallen zu lassen. Sofe sie es sich finanziell leisten kann.
Auf der Insel Iwagi, so hören wir, soll es ein solches Haus geben, das früher einer wohlhabenden und angesehenen Familie gehörte und das inzwischen zu einem Heimatmuseum umgewidmet worden sei. Es sei jeden Tag geöffnet, man könne einfach hinein gehen und sich umsehen. Vor dem Verlassen solle man nur die Lampen wieder ausschalten und die Schiebetüren schließen.
Am Toreingang hängt ein einfacher weißer Noren, wir schieben den Vorhang leicht zur Seite und bücken uns etwas, um in den schmalen Vorhof zu gelangen.
Während wir unsere Schuhe ausziehen, fällt unser Blick auf den kleinen Brunnen, der sich neben der Eingangstreppe befindet.
Wir betreten das Haus und sehen uns in den für japanische Häuser großzügig geschnittenen Räumen um, Wohnen und Repräsentieren in Einem.
Hier sind neben dem Familienschrein viele wertvolle und schöne Sachen ausgestellt, Kleidung, Möbel, Bilder und Gedichte eines bekannten Dichters, der hier ein paar Tage die Ruhe der Insel genießen durfte.
Auch eine Sammlung von besonders schönen und wertvollen Hina-Puppen ist hier ausgestellt. In privaten Haushalten, in denen Mädchen aufwachsen, werden traditionell im Frühjahr nur für einen begrenzten Zeitraum diese Puppen aufgestellt.
Diese Puppe wiederum stellt die Prinzessin aus einer japanischen Sage dar, die die Rüstung ihres Vaters in den Händen hält:
Öffnet man die Schiebetüren des letzten großen Raumes des Haupthauses blickt man auf einen wunderschönen japanischen Garten. Wieder einmal bewundern wir, wie scheinbar mühelos die Sträucher, Bäume und Steine zu einem harmonischen Gesamtkunstwerk zusammengestellt wurden.
Zwei Mal besuchen wir dieses Haus. Einmal an einem regnerischen Tag, an dem die Wolken grau und tief über dem Dorf hängen und im Garten die Regentropfen wie zarte Edelsteine in den Kiefernzweigen hängen.
Das nächste Mal sind wir mit zwei japanischen Freunden da, die wir vor fünf Jahren auf der Internationalen Rally in der Seto Inlandsee kennengerlernt hatten.
Auch sie sind begeistert von dem Haus und genießen die Ruhe des Gartens.