Winter

Eine Überraschung war es ja eigentlich nicht. Aber es ist wirklich ganz schön kalt in Alaska. Vor allem im Winter. Und wenn man die Schnapsidee hat, diesen ausgerechnet auf einem Segelboot zu verbringen. Eine Schneeschaufel haben wir uns schon zugelegt, denn die Marina räumt nur den Hauptsteg. Den Zugang zur Muktuk müssen wir uns selbst freischaufeln – wenn die Luke vom Niedergang nicht über Nacht zugefroren ist und wir überhaupt hinauskommen.

Unser Holzofen heizt die Messe und Achterkabine problemlos auf durchschnittlich 25 Grad auf. Aber wie das mit dem Durchschnitt so ist: unter der Decke sind es gut 30 Grad, am Fußboden eher 15. Auch der kleine Ventilator hilft nicht wirklich. Jetzt haben wir den Boden mit ein paar Pappkartons und einem Stück Teppich isoliert, das macht es ein wenig gemütlicher. Mit unserem Holzvorrat (immerhin hatten wir das ganze Cockpit voll) werden wir aber nicht weit kommen. Wir verfeuern zur Zeit einen großen Eimer voll jeden Tag, mit diesem Verbrauch werden wir Ende März neues Holz brauchen.

Insofern sind wir ganz froh, dass die neue Diesel-Warmluftheizung jetzt eingebaut ist und funktioniert – so haben wir eine Alternative und können Holz sparen. Mit beiden Heizsystemen könne wir aber nur den hinteren Teil des Schiffes heizen. Die vordere Hälfte, also Mittelkabine, Lotsenkoje, Werkstatt und Toilette sind kalt. Was von der Temperatur her kein großes Problem wäre, aber die warme und feuchte Luft von hinten findet ihren Weg nach vorne und kondensiert dort an Wänden, Decken, Luken und in den Schapps. Und wir reden hier nicht von einem leichten Feuchtigkeitsfilm, sondern von tropfnassem Holz, rinnendem Wasser und Pfützen.

Der Muktuk wird also einiges abverlangt vom Winter. Uns geht es aber ausgezeichnet, wir genießen die Gesellschaft unserer Segelfreunde (fünf Segelboote überwintern hier), arbeiten unsere Reparaturliste ab, nehmen am kulturellen Leben des Ortes teil und hatten als besonderen Leckerbissen schon drei wunderschöne Skitage: bei gutem Wetter öffnet ab 13h Amerikas älteste Liftanlage, ein Ein-Personen-Sessellift mit schönen und abwechslungsreichen Abfahrtsmöglichkeiten, ein paar präparierten Pisten und jeder Menge Tiefschnee. Und grandioser Aussicht!