133 plus minus

Die siebzig Meter Wasserschlauch, deren Verlegung im Dezember-Blog angekündigt und deren mühsame Beschaffung im letzten Eintrag beklagt wurde, sind nun endlich montiert. So ist das eben an Bord: alles dauert doppelt so lang wie man denkt. Ob auf Dauer langsamer denken hilft?

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Vor zwei Wochen haben wir unsere Arbeitsliste vervollständigt und ausgedruckt: 133 Punkte, die noch zu erledigen sind, bevor Muktuk wieder segelfertig ist. Und da stehen lauter Sachen darauf, die wir selbst machen werden. Die Arbeiten der Schreiner, Elektriker, Mechaniker von Perkins, des Gasinstallateurs und der Leute von der Werft sind darin nicht enthalten. Ach ja, in diesen zwei Wochen konnten wir neun Punkte als erledigt abhaken. Leider kamen fünf andere Punkte hinzu. Nein, bitte jetzt nicht das Rechnen anfangen. Schon gar kein Dreisatz!

Wenn man jeden Tag auf der Werft ist, merkt man die Fortschritte kaum, aber insgesamt geht es doch voran: die generalüberholte Maschine ist wieder an Bord („Sieht ja aus wie neu“ – „Hat ja auch genausoviel gekostet“).

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Das neue Bad ist fast fertig, und hätten wir nicht beim Probesitzen auf der Toilette (kein Witz, auch wenn es so aussah) festgestellt, dass die Bodenplatte die falsche Höhe hat, wäre das auch schon fertig. Der neue Küchenherd ist angekommen und kann mit ein paar Modifikationen auch am alten Ort eingebaut werden, sobald die Schreiner mit der Küche fertig sind. An der Rückwand der Messe haben wir die neuen Instrumente hinter einer Holzverkleidung versteckt, wodurch wir zwei neue Staufächer und zwei Meter mehr Bücherregal (wenn auch nur für Taschenbücher) gewinnen. Die Sitzbänke in der Messe bauen wir entsprechend etwas um.

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Die Holzverkleidung in der Küche haben wir gestrichen, zum Glück haben wir uns das ursprünglich geplante kräftige Sonnenblumengelb zugunsten eines zarten Hellgelbs ausreden lassen. Die beiden Dosen Sonnenblumengelb hat Birgits Vater (bei uns muss auch der Besuch mitarbeiten) in der Ankerlast verstrichen – ein unglaublich intensives Farberlebnis. Sollte in Zukunft ein Mitsegler Anzeichen einer beginnenden Borddepression zeigen, werden wir ihn für eine Stunde in die Ankerlast schicken. Danach dürfte das Thema wohl erledigt sein. Oder wir schalten gleich ein Inserat und bieten Segelurlaub mit Farbtherapie an. Wenn wir ein paar Leinen und Kanister herausnehmen, müssten wir eigentlich problemlos zwei bis drei Kurgäste in der Ankerlast unterbringen können…

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Ansonsten gibt’s in letzter Zeit viel Regen, manchmal kräftige Wellen und guten Wind. Und manchmal auch einen Sonnentag.

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Wallenstein

 

Weil zur Zeit am Schiff nicht allzu viel passiert, wollen wir Euch heute ein weiteres Mitglied unserer Stamm-Crew vorstellen: Herrn Wallenstein. Er ist ein kleiner Kaiserpinguin und weiss deshalb ganz genau, dass es am Südpol nicht – wie man vielleicht meinen könnte – heiss ist.

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Das beste an Herrn Wallenstein ist seine unerschütterliche Zuversicht, bald an Bord einziehen und auf Reisen gehen zu können. Villeicht nicht gleich zum Südpol, aber immerhin.

Das mit der Zuversicht kann man von uns nicht immer behaupten. Die letzten Tage waren zum Beispiel eher etwas mühsam. Die Arbeiten an Bord gehen nur langsam voran. Unsere Schreiner arbeiten sehr gründlich, aber mit einer gefühlten Geschwindigkeit von zwei Brettern pro Tag. Das sind nicht einmal 1,4 Millibretter pro Minute, da kommt ein mäßig hungriger Holzwurm locker hinterher. Gut dass wir (noch) keine haben.

Die neuen Ladegeräte und Inverter sind zu groß, um dahin zu passen, wo wir sie haben wollten, jetzt müssen wir das halbe Schiff umbauen, um sie unterzubrigen. Der Elektriker hat eine Schalttafel gebaut, mit der man ein mittelgroßes Atomkraftwerk steuern könnte, und das allein fürs 220V System, was wir nur selten benutzen werden. Und auch die passt natürlich nicht dahin, wo sie hin soll.

Nach den neuen Wasserschläuchen mussten wir zwei Tage und in unzähligen Geschäften stöbern, bis wir welche mit dem richtigen Durchmesser auftreiben konnten.

Und und und.

Da heisst es einfach, sich in Geduld zu üben und sich von Herrn Wallensteins Zuversicht anstecken zu lassen. Vom Südpol zu träumen. Und von der Hitze dort.

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