Fisch satt

Nachdem wir uns soviel über die schwierige Versorgungslage an Land beschwert haben, nun einmal ein dickes Lob über die Eiweissversorgung auf See.

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Wann immer man in einer der sonst menschen- und yachtenleeren Buchten einem Fischer begegnet – für wenig Tauschwaren kann man mehr Fisch bekommen, als man selbst bei gutem Willen essen kann. Zweimal begegnen wir Krabbenkuttern, die Besatzung ist jeweils 40 Tage auf See und kann sich dann 20 Tage an Land erholen. Kann man ein wenig Spanisch, freuen sie sich über Besuch, plaudern und schenken einem einen halben Eimer Schrimps. Und das ist eine Menge, wir fühlen uns wie bei Forest Gump und probieren alle unsere Schrimps-Rezepte aus. Ein paar Gläser Konserven konnten wir auch noch einkochen.

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Und dazu kommen unsere eigenen Fangerfolge. An der Schleppangel hatten wir ein paar Bisse, immer gut fürs Mittagessen. Am schönsten ist es aber an den Ankerplätzen hinterm Riff, wo wir – kaum ist der Anker gefallen – ins Beiboot steigen, mit der Harpune schnorcheln gehen und uns den Fischgang füs Abendessen aussuchen können. Papageienfisch oder soll’s heute lieber ein Red Snapper sein?

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Und am besten: seit ein paar Tagen haben wir auch den Blick für die Langusten entwickelt, die tagsüber mehr oder weniger gut versteckt in Felshöhlen oder unter Überhängen sitzen und hoffen, nicht entdeckt zu werden. Auch die werden ein Opfer der Harpune und landen in Topf oder Ofen.

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Aber natürlich gibt es auch viel nicht kulinarisches zu sehen: Schwärme bunter Fische wie im Aquarium, ein gepunkteter Adlerrochen von ca. 1,5m Spannweite zieht unter uns durch. Birgit entdeckt einen Ammenhai, der auf dem Sandboden liegt, Jonas später einen Riffhai – da war dann doch der geordnete Rückzug ins Beiboot angesagt. Im Fischbuch steht ‚potentially dangerous‘, was auch immer man damit anfangen soll. Ist aber wohl eine gute Idee, dann nicht gerade einen Fisch zu harpunieren, man will den Hai ja nicht auf dumme Gedanken bringen. Und die Rollenverteilung beim Thema fressen und gefressen werden ist ja nicht unwichtig.

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Barracudas schwimmen auch immer recht viele herum, aber da hier Ciguatera-Gefahr besteht und die größeren Raubfische im Riff giftig sein könnten, lassen wir sie in Ruhe, und sie uns auch.

Dennoch sind Meereslebewesen als Eiweissquelle eindeutig die bessere Wahl. Auf einer der Inseln leben etwa dackelgroße, pelzige Wesen namens Jutias, sie sehen ähnlich wie Bisamratten aus, leben aber nicht am Wasser, sondern auf festem Boden. Wie haben sie zur Unterscheidung ‚Landratten‘ getauft, eine davon haben uns die netten Parkwächter (küchenfertig ausgenommen) geschenkt, und natürlich gab es dann mit großem Genuss am Wortspiel gebratene Landratte zum Abendessen. Der Genuss am Geschmack fiel aber deutlich gemäßigter aus…

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PS: gerade als ich dies schreibe, schlägt unsere Fischalarm-Handgranate an und ein größerer Barracuda hing am Haken. Wir haben das Tier befreit und wieder zurückgeworfen. Glück für den Barracuda, und wir haben ja noch zwei Stunden bis zum Mittagessen. Und Langustenschwänze von gestern sind auch noch im Kühlschrank.

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Wallenstein in Kuba

Glocke

Wer hätte das gedacht. Unser kleiner Herr Wallenstein (treue Leser unseres Blogs erinnern sich an den unverzagten Pinguin, der mit uns auf Reisen ist) entpuppt sich hier in Kuba als unheilbarer Revolutions-Romantiker. Kein Bild von Che Guevara (und daran herrscht hier weiss Gott kein Mangel) ist vor ihm sicher, immer will er mit aufs Bild, wenn die Castro Brüder oder der beste Freund des Landes (Chavez) zu sehen ist.

Castros

Auto

Total begeistert ist Wallenstein auch von den vielen alten Ami-Schlitten, die das Stadtbild Havannas prägen und die meistens den Skipper an Lebensalter übertreffen. Oder die Fahradtaxis, die eigentlich zwar keine ausländischen Touristen befördern dürfen, aber bei Pinguinen schon einmal eine Ausnahme machen.

Bici

FreiePutzfrau

Herr Wallenstein ist auch der einzige von uns, der selbst beim siebzehnten Mal „Guantanamera“, gespielt von kubanischen Strassenmusikern zur Erbauung ausländischer Touristen, immer noch vor Freude in die Flossen klatscht.

CheRegal

Triumph

So richtig in Fahrt kommt der Kleine aber vor allem bei den vielen herrlichen Parolen, die die Hauswände und öffentlichen Gebäude zieren. „ich arbeite hart“, „wir sind stolz auf unser Werk“, „zum ersten Mal wirklich frei“, und – sein Lieblingsslogan – „Optimismo!“. Dem können wir uns natürlich nur anschliessen.

imLaden

Heisser Tipp übrigens für ein Geburtstagsgeschenk für Herrn Wallenstein: ein Che Guevara T-Shirt. Trotz des riesigen Angebots haben wir hier keines in seiner Größe finden können. Aber wer weiss? Optimismo!

Drink

First in first out

Schlange

Kuba – so viele Bilder, so wenig Internet…

Aus Deutschland kennt man ja Warteschlangen nur noch vom Mittleren Ring und vielleicht noch aus der Informatik. Hier in Kuba gehören sie zum Alltag.

Zum Beispiel beim Geldwechseln. Die Empfehlung lautete, Euro-Bargeld mitzubringen, weil man das ohne Gebühren in kubanische Pesos tauschen kann, während auf Kreditkartenabhebungen zusätzliche Kosten anfallen. Aber vor jeder Bank stehen leider immer ein paar Dutzend Menschen, die von einem Türsteher nur sequentiell und widerwillig Einlass gewährt bekommen. Es gibt allerdings keine klassische Warteschlange wie bei einer britischen Bushaltestelle. Stößt man dazu, muss man vielmehr laut ?El utlimo?? rufen (?der Letzte?), dann meldet sich einer, und hinter dem kommt man dann dran. Beim nächsten Mal ist man dann selber der ?ultimo?, und so regelt sich das Warten. Kaum ist eine halbe Stunde herum, schon darf man in die Bank hinein, um sich dort einer weiteren Schlange für die Kassenschalter hinzugesellen zu dürfen.

Oder eben Internet. Vor dem Eingang des Etecsa Gebäudes (die hiesige Telekom) ist es allerdings etwas komplizierter. Hier gibt es nicht eine Warteschlange, sondern je nach Zweck des Besuches gleich mehrere. ?El ultimo para navegar el Internet? muss man rufen, um sich korrekt für die Internetnutzung anzustellen. Es dauert eine dreiviertel Stunde, dann darf man in einen Raum, in dem vier etwas ältere PCs herumstehen. Hier wird eine Benutzerkennung und ein Passwort verlangt. Woher man das bekommt? Kubanische Mitbürger klären mich auf: dazu muss man eine ?tarjeta?, eine Guthabenkarte kaufen. Wo es die gibt? Tja, das ist die andere Warteschlange. OK, noch einmal eine halbe Stunde anstehen, dann kann man nach Vorzeigen seines Passes für 5 Euro eine Stunde Internet erwerben. Zurück in den Raum mit den PCs ist freilich der freie Platz weg, aber nach einiger Zeit kann ich endllich unsere Flüge nach Deutschland buchen. Ein USB-Port, um Bilder für den Blog hochzuladen? Natürlich Fehlanzeige.

Auswahl

Aber das waren jetzt Warteschlangen für Luxusprobleme. Leider gehört das Anstehen für Kubaner zum Alltag der normalen Lebenswirklichkeit. Ob es darum geht, eine der beiden landesweit verfügbaren Wurstsorten zu kaufen, ob es um die Eier auf dem Markt, um Essig (pro Person dürfen 1,5 Liter erworben werden) oder um Käse geht (maximal ein Pfund pro Person, ein Soldat überwacht die Einhaltung der Regel), eine halbe Stunde pro Einkaufsvorgang muss man schon einplanen. Wenn es denn überhaupt Eier gibt, was auch nicht jeden Tag der Fall ist. Kubaner sein ist eben nicht einfach…

eier

Schinken

Anstehen muss man auch vor Cafes, vor Restaurants (auch wenn sie nur halb bestetzt sind), oder vor Gemischtwarenläden. Auch wenn man angesichts des mageren Angebots dann fragt, wofür sich jetzt das Anstehen eigentlich gelohnt hat. Aber immerhin: herausgehen darf man spontan und ohne Warteschlange.

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