La Palma: Vulkane, Wein und Salz

An der Südspitze der Insel La Palma gibt es zwei Vulkane und zwei Leuchttürme, die uns der Wanderführer anpreist. Zuerst geht es mit dem Bus die hoch gelegene Küstenstraße entlang, wieder mit atemberaubenden Blicken übers Wasser, auf steil abfallende Hänge mit Terrassengärten, weiter unten die Bananenplantagen und die kleinen Strände. In Fuencaliente/Los Canarios laufen wir los, zuerst durch den Ort, am Ortsrand steht noch ein schönes altes Steinhaus, mit einem Restaurantbetrieb, inmitten von Weinbergen. Und hier beginnt die wilde karge Landschaft des Vulkangesteins in der zunächst noch viele Weinberge zu sehen sind; durch die Wärme der Steine werden die hellen Trauben jetzt schon reif, und tiefer unten im Lavagestein finden die Wurzeln der Pflanzen gute Wasserspeicher. Ideale Bedingungen in dieser unwirtlichen Gegend. Nur die Erntebedingungen stellen wir uns sehr schwierig vor, da die Weinranken auf dem Boden entlang wachsen und ab und zu sieht man einzelne Reben mit kleinen Stöckchen aufgestützt, um sie vor allzu hungrigen Eidechsen zu schützen.
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Es ist trocken und heiß, der Lavasand mit den vielen kleinen Steinchen staubt und an manchen Stellen ist es besser, in einem Abstand von 10 Metern zu gehen, um nicht in der Staubwolke des Vorderen zu verschwinden. Der erste Vulkan – San Antonio – ist weiträumig umzäunt und man muss ordentlich Eintritt zahlen: den schauen wir uns dann lieber von ferne an, die Wanderung ist auch so schon lange genug.
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Eine halbe Stunde weiter durch Weinberge, an einer breit ausgebauten Schotterstraße entlang gehend, sehen wir etwas unterhalb einen einsamen hellen Felsen aus der dunkelgrauen und braunroten Landschaft ragen, der Roque Teneguía, da gibt es Felsenzeichnungen mit Spiralen und Kreisen von Altkanariern, geschätzt 2000 Jahre alt.
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Und dann kommt schon der zweite Vulkan in Sicht, der Teneguía, 1973 hat er das letzte Mal gespuckt, eine aufregende Vorstellung. Der Aufstieg ist gar nicht so schwer, und es weht ein Wind, der die Hitze erträglich macht. Steine gibt es da in allen Formen und Farben, wir sind fasziniert, und mit etwas Fantasie kann man allerlei aus den Formen herauslesen, wie beim Bleigießen zu Sylvester. In der Ferne sehen wir die Inseln El Hierro, La Gomera und Teneriffa, sie scheinen über dem Wasser zu schweben.
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Das Ziel unserer Wanderung, den alten und den neuen Leuchtturm, sehen wir von oben sehr deutlich, die Salinen daneben erscheinen ganz bunt in verschiedenen roten und blauen Tönen. Nun kommt die letzte Mondlandschaft, allein ein paar tapfere Sträucher haben hier inzwischen ihre Wurzeln geschlagen, ein toller Kontrast: die schwarzen Steine und die hellgelb-grünen Pflanzen.
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Um die Salinen unten an der Küste herum ist ein Lehrpfad eingerichtet, mit Schildern, die in spanischer, englischer und deutscher Sprache erklären, wie das Salz hier in einzelnen Schritten gewonnen wird. Das Meereswasser muss zuerst in ein Becken hoch gepumpt werden, in das sogenannte Mutterbecken, die erste Verdunstungsstufe, hier ist das Wasser rot von den Algen.
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Von hier wird das schon recht konzentrierte Salzwasser immer weiter nach unten in andere Becken geleitet, bis es in dem letzten Kristallisationsbecken landet, wo dann das Salz „geerntet“ wird.
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In einem der vorletzten Becken gibt es ein „Urtierchen“, eine ganz einfache Art von Einzellern, die zusammen allerdings interessante Gesteinsformen bilden, wie kleine Gebirgsformationen. Das alles kann nur in den Sommermonaten mit Hilfe des stetig wehenden warmen und trockenen Passatwindes stattfinden. Ab Oktober liegt der Betrieb wieder still.
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Eine palmerische Großfamilie, auf mehrere Autos verteilt, findet noch zwei Plätzchen für uns und nimmt uns in den Ort zurück, fährt uns sogar, als wir erzählen, woher und wohin, zur Bodega Teneguía. Das hatten wir uns schon beim Hinweg angeschaut: eine Wein-Kooperative, bei der jetzt Ende August, die Trauben für den Weißwein angeliefert werden und direkt vom kleinen Transportlader in den Mahltrichter geworfen werden. Beim Fotografieren bekomme ich ein paar Trauben zum Probieren gereicht, allerdings nicht ohne Hintergedanken: „Un beso por favor!“ Ich darf das Redel auch ohne Wangenküsschen behalten.
Der Verkaufs- und Probierstand ist hoch oben in der Halle mit der Weinpresse und den Tanks, auf einer Plattform eingerichtet, man kann alles gut beobachten, und es duftet herrlich nach frisch gepressten Trauben. Kein Wunder, dass wir am Ende einige Flaschen Wein zur Bushaltestelle hoch tragen.
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