Zwischen den Inseln

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55 Seemeilen sind es zwischen Tazacorte auf La Palma und unserem Ziel, der Bucht vor Valle Gran Rey auf La Gomera. Bei den vorhergesagten leichten Winden ist das eine ungeschickte Distanz. Brechen wir frühmorgens auf, schaffen wir es nicht sicher, bei Tageslicht anzukommen, und bei Dunkelheit in eine unbekannte Ankerbucht einzulaufen, möchten wir eher vermeiden.

Starten wir am Abend und fahren die Nacht durch, kommen wir zwar sicher bei Helligkeit an, laufen aber bei Dunkelheit in die acceleration zone im Süden La Palms, und vor diesem Düseneffekt haben wir mittlerweile doch etwas Respekt. Also wählen wir den Mittelweg, werfen am Nachmittag die Leinen los, erreichen noch bei Helligkeit die Südspitze La Palmas, die Passage zwischen den Inseln machen wir in der Nacht und kommen gegen fünf Uhr morgens in La Gomera an. Dort lassen wir uns dann ein paar Stunden vor der Küste treiben, bis die Sonne aufgeht und wir den Ankerplatz ansteuern können.

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Eine acceleration zone hatten wir dann doch nicht, obwohl wir zwei Tage zuvor von Land aus an der Südspitze die See noch hatten kochen sehen. Dafür wehte es zwischen den Inseln, also die ganze Nacht durch, mit ordentlichen 7-8 Bft statt der angesagten 2-3. Nichts schlimmes, aber für einiges an Action hat es in der Nacht doch gesorgt. Zuerst haben wir uns einen Riss im Vorsegel eingefangen (zum Glück haben wir ja zwei), dann hat noch eine überkommende Welle die Rettungsinsel aus ihrer Verankerung gespült und mit lautem Rumpeln über das Deck rutschen lassen. Zum Glück blieb sie dann aber an der Reling hängen. Wäre sie über Bord gegangen und hätte sich aufgeblasen, wäre es kompliziert geworden. Weil das gute Stück an die 60 kg wiegt, konnten wir es auf dem schwankenden Deck nicht wieder an seinen angestammten Platz zurückhieven. So mussten wir es erst einmal provisorisch an Deck festzurren, für 2:30 Uhr nachts genug an Arbeit. Am Ankerplatz haben wir es dann in Ruhe mit dem Block der Großschot (Prinzip Flaschenzug) zurückbugsiert – und ab jetzt besser gesichert.

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Der Riss im Segel hat am Ende mehr Arbeit gemacht. Ursächlich war eine mit den Jahren unter der UV-Strahlung brüchig gewordene Naht zwischen zwei Segeltuchbahnen, die auf einer Länge von etwa 2 Metern aufgerissen wurde. Quer dazu hat es dann an der Stoßkante des UV-Schutzes das Tuch selbst zerrissen. Die aufgerissene Naht konnten wir recht leicht nachnähen, indem wir die bestehenden Löcher im Segeltuch wiederbenutzt haben. Für den senkrechten Riss musste aber ein Flicken eingesetzt, besäumt und doppelt angenäht werden. Nach einem Tag vergeblichen Versuchens mit der Nähmaschine habe ich auch das dann von Hand gemacht. Bilanz: alles in allem ca. 8 laufende Meter Naht, drei Tage Arbeit. Puh!

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Jedenfalls werden wir vor der Atlantikpassage noch einmal alle Nähte kontrollieren und ggf. nachnähen lassen. Das Motto der Segelmacher lautet nicht von ungefähr: A stitch in time saves nine.

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