Geflügel

Während die Tiere an Land wegen der Trockenheit ums Überleben kämpfen, scheinen die Seevögel hier üppig mit allem Nötigen ausgestattet zu sein. Jedenfalls sind Artenvielfalt und die Anzahl der Tiere enorm.




Am auffallendsten sind die Pelikane. Was der Nordseeküste ihre Möwen, sind hierzulande die Pelikane – allgegenwärtig und schön anzusehen. Außer man hat den Fotoapparat gezückt, dann kommen natürlich stundenlang keine. Im Gegensatz zu Möwen sind sie überdies leise und nicht ständig am Schimpfen und Zetern.

Sie haben zwei typische Formen der Fortbewegung. Im Streckenflug bilden sie oft Formationen von bis zu einem Dutzend Vögeln, die so dicht über die Wasseroberfläche gleiten, dass ihr Bauchfell bestimmt kitzeln muss (Bauchfell? Na ja, die Federn unten eben). Schön, das machen Sturmvögel auch, und sogar bei mehr Wind und Welle, aber wenn diese großen, doch eher klobigen Pelikane so präzise manövrieren, sieht das schon haarsträubend aus. Etwa so, als hätte James Bond bei der Verfolgungsjagd durch die verwinkelte Altstadt von Nizza seinen Aston Martin gegen einem Linienbus der Stadtwerke Fulda eingetauscht.


Das andere Flugverhalten der Pelikane ist der Sturzflug, wenn sie bei der Jagd auf Sardinen oder andere kleine Fische scharenweise senkrecht ins Wasser schießen und erst im letzten Augenblick ihre Flügel anlegen. Da ihre Beute sich meist in recht flachem Wasser aufhält, wundern wir uns, ob die Pelikane immer die Wassertiefe richtig einschätzen. Ein Fehler, und der Vogel würde mit dem Schnabel im Sand steckenbleiben. Aber sie scheinen doch eine Menge Übung zu haben, in der Literatur findet man wenig über Pelikanriffe.



Möwen gibt es natürlich auch (von ähnlich zänkischem Charakter wie ihre Artgenossen an der Nordsee), dazu Kormorane, Reiher und Blaufußtölpel. Am Ufer spazieren Strandläufer und Austernfischer, hoch am Himmel ziehen die Fregattvögel ihre Kreise. Weil sie selber nicht vom Wasser starten können, jagen sie anderen Vögeln ihre Beute ab – immer ein spannendes Spektakel.

Unsere Lieblinge sind allerdings recht kleine, schwarz-weiß gefärbte Vögelchen, deren Namen wir leider (noch) nicht kennen. Vom Aussehen und Verhalten ähneln sie den Tauchsturmvögeln oder Krabbentauchern, die aber hier nicht vorkommen (die einen gibt’s nur auf der Südhalbkugel, die anderen nur im Atlantik). Jedenfalls sitzen die kleinen Kerlchen zu mehreren Dutzenden eng zusammen wie ein Teppich auf der Wasseroberfläche. Wenn man eine Weile hinschaut, macht es schwupp! Und der erste ist weg. Und gleich schwupp! der zweite. Schwupp! schwupp! schwupp! und ehe man sich’s versieht, ist der ganze Teppich komplett verschwunden. Die Wasseroberfläche ist leer! Erst trauen wir unseren Augen nicht – war es eine Sinnestäuschung? Da waren doch gerade noch massenweise Vögel? Eine halbe Minute passiert erst einmal nichts. Oder eine ganze. Da taucht plötzlich, an einer ganz anderen Stelle auf dem Wasser, vielleicht hundert Meter weiter, schwupp! ein Vögelchen auf. Schwupp! ein zweites, und schwupp! schwupp! schwupp! ist der ganze Teppich wieder da, als wäre nichts geschehen.

Von fliegenden Teppichen hört man ja öfter. Aber tauchende Teppiche sind doch etwas ganz Besonderes.