Drei Wochen auf See

27. Januar 2023 um 16:30 Uhr UTC, POS 18°19’N 141°17‘W

Passat. Definitiv sind wir jetzt dort, wo relativ beständige Ost- bis Nordostwinde wehen, die uns Tag für Tag Richtung Japan schieben. Üblicherweise stellt man sich das Passatsegeln mit 4-5 Windstärken, gemütlichem Schaukeln, weiß-blauem, fast schon bayerischen Himmel und spektakulären Sonnenuntergängen vor.

Wir haben zunächst die etwas unfreundlichere Wintervariante des Passats abbekommen. Statt Windstärke 4-5 gab es 6-7, mehr als stark gereffte Segel konnten wir nicht setzen. Statt gemütlichem Schaukeln schüttelten uns Wellen mit gut 3 Metern Höhe durch, statt Biergartenwetter gab es eine tiefliegend graue Wolkendecke mit Sprühregen und gelegentlichen Schauern, mit Vorliebe bei Segelmanövern oder wenn gerade ein Fisch an der Angel war. Leider waren die Schauer aber immer zu kurz, um unsere Süßwasservorräte aufzufüllen. Bis die Salzkruste vom Dach gespült war, die sich von der überkommenden See und der Gischt dort abgesetzt hatte, war der Schauer schon wieder vorbei. Schade, wir hätten gerne ein paar Liter extra für Handwäsche oder zum Bodenwischen gehabt.

Unsere Etmale diese Woche betrugen 130, 133, 126, 141, 126, 99 und 86 Seemeilen. Ihr seht also, was passiert ist: am Ende der Woche ließ der Wind nach, jetzt haben wir nur noch 3-4 Windstärken und tatsächlich auch mehr Sonnenstunden. Nur bleibt uns die Welle von vorher noch eine ganze Weile erhalten, und so schaukelt es immer noch recht wild. Unser Vorankommen messen wir nicht nur in Knoten, also Seemeilen pro Stunde (Bewegung durchs Wasser), sondern auch in BFMs, Blaue Flecken pro Meter (Bewegung durchs Schiff).

Bei dem nachlassenden Wind ist auch unser Leichtwindsegel wieder mehr gefragt. Leider hat sich unsere Befürchtung bewahrheitet und die Risse entlang der Lieken werden immer größer, so dass wir das Segel nach ein paar Stunden schon wieder bergen mussten und eine erneute Reparatur in Angriff nehmen werden. Gar nicht so einfach, so ein Riesensegel auf fast 25 Metern Lieklänge zu verstärken, und das mit einer kleinen Nähmaschine und ohne Platz, um das Segel ausbreiten zu können. Aber ohne Leichtwindsegel könnten wir für unsere Strecke locker eine Woche länger brauchen, also sind wir stark motiviert.

An der Gemüsefront hat sich nicht viel getan. Der letzte Salat hat uns verlassen, die letzten Avocados haben erst das Zeitliche, dann das Räumliche gesegnet (d.h. sie sind über Bord gegangen), und mit dem Kohl mussten wir ein ernstes Wörtchen reden und seine vergammelten Außenblätter den Fischen überlassen. Frisches Obst fürs Müsli ist jetzt auch vorbei, die letzte Ananas wird heute aufgegessen. Die Zitrusfrüchte sind noch immer gerne unterwegs, oft tummeln sich die Grapefruits bei den Zwiebeln, und eine haben wir sogar bei den Kartoffeln erwischt. Wir hoffen, sie stellen in der dunklen Ecke nichts Ungehöriges an, denn wir wüssten nicht, wie wir kleine Grapetoffeln zubereiten sollten.

Den malerischsten Ausflug hat aber die Pfeffermühle unternommen. Natürlich machte sie sich frisch gefüllt auf die Reise und kehrte leer zurück. Muktuk wird wohl noch für eine ganze Weile ein großes Kugellager bleiben.