Knapp daneben

Rund 540 sm sind es von Havelock nach Opua in der Bay of Islands, wo wir letzte Einkäufe und Reparaturen erledigen und am Schluss ausklarieren wollen. 540 sm jedenfalls, wenn man die kürzere Route nimmt: die Westküste der Nordinsel hinauf, ums Kap Reinga und das Nordkap herum und die Ostküste wieder ein Stück hinunter. Und so ähnlich haben wir es auch gemacht.

Es ging allerdings erst einmal damit los, dass es nicht losging. Die Starterbatterien sind tot und müssen in Opua ausgetauscht werden. Nur wenn man stattdessen die Bordbatterien auf den Anlasser schaltet, startet der Motor. Die Starterbatterien lassen sich aber auch nach langer Ladezeit nicht füllen. So müssen wir also sehr aufpassen, dass wir nicht zu viel Strom verbrauchen, denn sonst geht der Motor gar nicht mehr an (und die Bordbatterien können nicht wieder geladen werden).

Die Wetterprognose ist mittelprächtig: erst soll es zwei Tage Südwind geben – gut für uns beim Weg die Westküste nordwärts. Der übliche Sturm aus der Cook Strait beschert uns allerdings gleich mal drei Meter Welle bei Wind von hinten, und das heißt „Geige“: das Schiff rollt im fünf Sekunden Takt mal auf die eine, mal auf die andere Seite. Alles rollt weg, fällt um, rutscht runter. Uns eingeschlossen beim Versuch, ab und zu mal zu schlafen.

Dann fängt die Flaute an, wir müssen motoren, 48 Stunden Gebrumm, aber immerhin auf ebenem Kiel. Dummerweise erreichen wir die beiden Kaps im Norden zum ungünstigen Zeitpunkt der Tide: sechs Stunden lang strömt das Wasser im Gegenuhrzeigersinn um die Kaps, wir müssen – natürlich – im Uhrzeigersinn herum. Für die Strecke von 30 sm brauchen wir 14 Stunden.

Für die letzten 120 sm die Ostküste hinunter sind 5-6 Bft Nordost vorhergesagt. Das würde vom Kurs her genau passen, Halbwind bzw. Voll und Bei, wir rechnen mit einer Geschwindigkeit von 6 Knoten und könnten am Freitagabend beim letzten Büchsenlicht in Opua einlaufen. Nur leider hat Rasmus den Wetterbericht wohl nicht gelesen. Statt aus Nordost kommt der Wind aus Ostsüdost. Statt sechs Knoten schaffen wir eher zwei, egal ob wir unter Segeln kreuzen oder unter Maschine gegenan knüppeln. Dazu steht eine See, die eher zu 7 als zu 5-6 Bft passt. Schlafen kann da auch keiner (Bewegung diesmal auf und ab statt hin und her), und bis Opua bräuchten wir bei der Geschwindigkeit über zwei Tage. Außerdem steht für Samstag/Sonntag ein ordentlicher Sturm mit Wind bis 40 Knoten zu erwarten, den wir dann abbekommen würden.

Kurz und gut: Opua ist erstmal nicht zu erreichen, 60 sm vorher gibt es einen kleinen Ort namens Mangonui, und in dem sind wir nun wohlbehalten, aber recht erschöpft gelandet. Hier werden wir den Sturm abwarten und in ein paar Tagen dann hoffentlich nach Opua weiterfahren.