Wasser und Diesel

Nach fast zwei Monaten Deutschland fiel uns das Ankommen in den Tropen nicht leicht. Zum Jetlag der ersten Tage kam die unglaubliche Hitze und Feuchtigkeit, die unseren Kreislauf zum Stottern und jeglichen Arbeitseifer im Nu zum Erliegen bringt.

Auch die jetzt häufigen sintflutartigen Regenfälle bringen kaum Abkühlung, sie sorgen nur dafür, dass es im Schiff gar nicht mehr auszuhalten ist, weil man alle Luken schließen muss, was bei der heißen, dampfigen Luft kein Vergnügen ist.

Bluete

Trotzdem war es schön, die Muktuk wiederzusehen, noch immer brav am Steg auf uns wartend und alles in allem in gutem Zustand. Ein kleines Problem hat allerdings doch für einigen Ärger gesorgt. In unserer Ankerlast lagern ja neben der Ankerkette und ein paar hundert Meter diverser Leinen auch drei Kanister Diesel zu je knapp dreißig Litern. Und einer davon war leer. Bei unserer Abreise war er noch voll.

Schuld daran war ein kleiner Riss im Plastik, durch den sich der Diesel über die letzten Wochen gemütlich in die darunter liegende Bilge entleert hat. Sehen konnte man das zunächst nicht, denn am Boden der Ankerlast liegt ein eingepasstes Brett, unter das sich der Diesel verkriechen konnte.

Dazu gab es nun eine gute und eine schlechte Nachricht. Die gute: die Bilge unter der Ankerlast ist in sich abgeschlossen und leer, so dass der Diesel nicht die anderen Bilgenabteile erreichen konnte, in denen wir allerlei Sachen gestaut haben. Die schlechte: die Bilge unter der Ankerlast ist nicht wie die meisten anderen Abteile lackiert, sondern mit einem Material ausgegossen, das an festen Teer erinnert, und zudem zum Schutz vor Korrosion gefettet. Die besonders schlechte Nachricht: nicht nur das Fett ist in Diesel löslich, sondern auch die teerartige Gussmasse wird weich und löst sich auf, wenn sie ein paar Wochen unter Diesel gesetzt wird.

Ankerlast

In der Bilge schwamm also nicht etwa Diesel, den wir einfach hätten abpumpen können, sondern zuoberst schwarze Flüssigkeit, darunter eine ebenso schwarze Masse kaugummiähnlicher Konsistenz, die allmählich in noch festen Teer übergeht. Einen Tag lang durften wir also pumpen, löffeln, kratzen und mit zig Rollen Küchenpapier tupfen, um den festeren Teil der Teermasse freizulegen.

Bedingt durch die räumliche Enge in der Bilge war das keine ganz einfache Arbeit. Der einzige Platz, an dem man hätte stehen können, war ja voll von der Brühe, also hing ich stundenlang bäuchlings, kopfüber oder in Bergsteigerposen festgeklammert über der Bilge, während Birgit mit abwechselnd Geräte oder Küchenpapier anreichte und wir Müllbeutel voller kontaminierten Abfalls ansammelten. Das ganze natürlich bei 40 Grad Celsius und 80% Luftfeuchte. Der Spruch vom auszuwringenden T-Shirt war diesmal durchaus wörtlich zu verstehen.

Hose

Nun hoffen wir darauf, dass sich in den nächsten Wochen der restliche Diesel verflüchtigt und die Teermasse wieder halbwegs fest wird. Die abschließenden Reinigungsarbeiten (Deck, Klamotten und Schuhe, Flecken an Boden und Wänden, Pumpgeräte etc.) werden uns wohl noch ein paar Tage beschäftigen. Unser Respekt vor der Erdölindustrie ist jedenfalls gewaltig gestiegen.

Schuhe