Nachtrag: Die Überfahrt

Vor der Ankunft in Japan stand allerdings noch eine Überfahrt von knapp 1300 Seemeilen an. Die Langfrist-Wetterprognose in Guam hatte schon sehr früh ein starkes Tropentief vorhergesagt. Acht Tage bevor es Guam erreichen sollte, segelten wir los, denn wir wollten genügend Abstand von diesem System halten. Wir waren darum auch sehr froh, dass wir die ersten Tage hervorragenden Wind hatten und Etmale von über 140 sm zurücklegen konnten. Das Tief wurde dann erst zum tropischen Sturm und dann zum Taifun hochgestuft, bekam einen Namen (Wutip) und erreichte zwei Tage später Kategorie 4 mit 250 km/h Windgeschwindigkeit. Wir waren ihm aber gut 800 sm voraus und haben weder vom Wind noch vom Seegang etwas mitbekommen.

In dieser Region des Pazifiks gibt es kaum Funkstationen des Winlink Netzwerks, und Wladiwostok konnten wir erst drei Tage vor Okinawa empfangen, so dass wir auf der Überfahrt keine Wetterberichte erhielten. Wir haben deswegen immer wieder Frachtschiffe in unserer Nähe auf UKW angerufen und um Wetterinformationen gebeten, insbesondere natürlich um die Position und vorhergesagte Zugrichtung des Taifuns.

Einmal sahen wir ein großes tonnenförmiges Gebilde im Wasser schwimmen. Der Wind stand günstig, so dass wir ohne Probleme hinfahren und erkennen konnten, dass es sich um einen riesigen Styropor-Fender handelte, den wohl ein Fischboot verloren hatte. Weil wir nicht wollten, dass sich ein guter Kubikmeter Styropor in den Ozean verkrümelt, fischten wir das Ding heraus und nahmen es an Deck. Später schneiden wir uns zwei große Scheiben als Hilfsfender für die Muktuk ab und entsorgen den Rest an Land.

Die Überfahrt führte von 13° nach 26° Nord, daher nahm unterwegs die Wasser- und Lufttemperatur kontinuierlich ab, so dass unsere tägliche Kübeldusche auf dem Fischbrett am Ende schon einen leichten brrrr-Faktor bekam. Insgesamt waren wir aber sehr froh, der drückenden Tropenhitze entkommen zu sein und nachts wieder eine Decke zum Schlafen zu brauchen. In den letzten Tagen waren dann sogar wieder Socken angesagt, die wir seit unserer Ankunft in Papua Neuguinea kurz vor Weihnachten nicht mehr ausgestaut hatten.