Ankunft in Neuseeland

Geschafft. Knapp 9000 Seemeilen liegen seit Panama hinter uns, das ist erst einmal genug für dieses Jahr. Vor den letzten 1300 Seemeilen von Tonga bis Opua im Norden der Nordinsel Neuseelands hat man als Segler ziemlich Respekt. Grund dafür sind die Sturmtiefs, die in halbwegs regelmäßigen Abständen von 7-10 Tagen über die Nordinsel ziehen und denen man nicht immer ausweichen kann.

schnell

Wir haben mit den Tiefs Glück gehabt, mehr als 6 Windstärken waren es nicht. Allerdings haben wir für die letzten 300 Meilen fast sechs Tage gebraucht, denn da hat der Wind immer gegenan geblasen. Um durch zu motoren hatten wir nicht mehr genug Diesel, und aufkreuzen dauert nun einmal lang. Insgesamt waren wir 16 Tage unterwegs. Auf dem Weg wurde es von Tag zu Tag kälter, wir packten Socken, Unterwäsche, Jeans und Pullover aus, die seit März in den Schränken zuhause waren. Dazu Ölzeug und Gummistiefel, ganz ungewohnt. Die Wassertemperatur sank von anfangs 25°C auf 15°C, was bei der täglichen Kübeldusche durchaus zu bemerken war. Brrrr!

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Arbeit gab es auch genug unterwegs. Im Großsegel löste sich eine Naht auf, der obere Teil flatterte frei und war mit dem unteren Rest des Segels nur noch am Vorliek verbunden. Wir konnten das Segel aber herunterbekommen und in einer Schwachwindphase nähen und wieder setzen. Im Segelnähen haben wir jetzt wirklich genug Erfahrung.

Um unseren Dieselvorrat einteilen zu können, wollte ich dann eine Verbrauchsmessung durchführen. Bisher rechnen wir immer mit einem groben Schätzwert, aber ich wollte genauer wissen, bei welcher Drehzahl wie viel verbraucht wird, auch um zu wissen, mit welcher Drehzahl man am weitesten pro Liter kommt. Wir haben zwei komplett getrennte Dieselleitungen, eine aus dem Steuerbordtank über den Steuerbord-Vorfilter, und das gleiche noch einmal an der Backbordseite.

Gefahren sind wir mit der Steuerbordseite der Leitungen, und in die mit Sperrhähnen abgeschlossene Backbordseite habe ich einen Messbehälter vorbereitet, aus dem die abgemessene Dieselmenge gezogen wird. Jetzt muss ich nur auf die Backbordseite umstellen und kann sehen, wie viel wir verbrauchen. Bevor ich das aber machen konnte, blieb der Motor stehen. Huch?

Es stellte sich heraus, dass der backbordseitige Absperrhahn defekt ist und auch in geschlossener Stellung offen bleibt. So hat die Dieselzufuhr beim Basteln meiner Verbrauchsmess-Einrichtung Luft gezogen und ich musste über drei Stunden im Maschinenraum verbringen, bis ich das Problem gefunden hatte und alle Zufuhrleitungen wieder mit Diesel statt mit Luft gefüllt waren. Die paar Minuten fürs Entlüften des Motors fielen dann kaum mehr ins Gewicht. Jetzt haben wir also einen Eintrag mehr auf der Arbeitsliste: Absperrhahn auswechseln und Dieselleitungen so umbauen, dass das Entlüften in Zukunft schneller geht.

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Jedenfalls waren wir dann am 20. Oktober am Abend mit letztem Büchsenlicht in Opua an der Quarantäne-Pier. Da muss man nämlich darauf warten, dass nicht nur der Zoll, sondern vor allem der Quarantäne-Offizier kommt und einem die „biosecurity clearance“ erteilt. Dafür muss man alles abgeben, was als Risiko-Lebensmittel zählt: frisches Obst und Gemüse, Körner, Bohnen, Honig, und vor allem alle selbst eingemachten Fleischkonserven. Unser gutes Schweinegulasch aus Tahiti, unser Sugo aus Panama, ach…

Vier große Müllsäcke voll Essen haben sie von Bord getragen. Unsere Wasserlinie dürfte sich messbar gehoben haben. Nachdem er dann das 37ste Fach mit Lebensmitteln kontrolliert hatte, meinte der Offizier, für ein Boot dieser Größe hätten wir eine Rekordmenge an Essen an Bord. Na ja, kein Wunder bei einer Siebenbürgerin als Proviantmeister.

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