Hilfsmotor

Von unserem Kettenbruch ist uns ein Problem zurückgeblieben. Die Welle, die schon vorher einen leichten Schlag hatte, ist nun relativ kräftig verbogen, schlägt bereits bei geringen Drehzahlen im Wellentunnel und versetzt den Motor so heftig in Schwingungen, dass die nur provisorisch geschweißten Gewindebolzen des Motorlagers stark belastet werden. Nach der ersten längeren Motorstrecke war einer der Bolzen bereits wieder gebrochen und wir mussten ihn mit einem Edelstahlrohr schienen.

Das hat zur Folge, dass wir im Moment wirklich nur einen „Hilfsmotor“ haben, denn mehr als 1000 Umdrehungen pro Minute wagen wir nicht. Ohne Gegenwind und –welle laufen wir damit gut zweieinhalb Knoten, aber gegen ernsthaften Wind kommen wir nicht an. So wird auf dem Weg von einer Bucht zur nächsten vier Meilen im Osten liegenden, statt einer dreiviertel Stunde Maschinenfahrt ein zweistündiges Aufkreuzen. Es fühlt sich an wie damals auf Anita mit dem Dinghi-Außenborder als Antriebsmaschine. Aber Muktuk ist ja ein Segelboot, und für die langen Strecken brauchen wir den Motor sowieso nicht.

Um die gebrochenen und geschweißten Gewindebolzen zu ersetzen, haben wir hier in Taiohae passende Gewindestangen bestellt. Lieferzeit: 1 Monat, denn die Marquesas werden alle drei Wochen mit der „Aranui 5“, dem Versorgungsschiff aus Tahiti, beliefert. Die Aranui sieht lustig aus, denn sie ist nur zur Hälfte Frachter, zur anderen Hälfte ist sie ein luxuriöses Kreuzfahrtschiff und kostet für die einfache Passage von Tahiti zu den Marquesas über 3.000 Dollar. Der Monat Wartezeit auf die Ersatzteile ist nicht so schlimm, denn wir wollen ohnehin noch so lange bleiben.

Wenn wir die Bolzen eingebaut haben, können wir uns immerhin bis auf 1300 oder 1400 Umdrehungen herauf wagen, immer noch ein Hilfsmotor, aber ein stärkerer. Um das Problem grundsätzlich zu lösen, muss die Welle ausgebaut und gerichtet werden. Auf den Marquesas gibt es keine Möglichkeit, Muktuk mit ihren 26 Tonnen aus dem Wasser zu heben, und selbst wenn wir sie am Strand trocken fallen lassen, um die Welle auszubauen, kann sie hier nirgends gerichtet werden. 44 Millimeter Stahl biegt man nicht mal eben zwischen zwei Palmen. Die nächste Möglichkeit zur Reparatur ist Tahiti, und wir schreiben gerade dort die drei möglichen Werften an.

Bis dahin bleibt es beim Segeln. Ist sowieso viel schöner.

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