Guna Yala – San Blas

Januar 2016
1Inselchen

Östlich von Colon am Eingang des Panamakanals beginnt das Land der Kuna-Indianer und erstreckt sich bis zur kolumbianischen Grenze. Ein breiter Streifen an Land und das gesamte San Blas Insel-Archipel dürfen sie autonom verwalten: Guna Yala heißt es in ihrer Sprache. San Blas, die spanische Bezeichnung, hören sie nicht so gerne…

Auf den vielen Inseln (die Angaben schwanken zwischen 340 und 365) gibt es 49 Gemeinden mit jeweils hunderten von Einwohnern, die noch überwiegend die traditionelle Lebensweise bevorzugen.

Im Lauf der letzten Jahrhunderte sind die Kunas vom Festland nach und nach auf die Inseln gezogen, die Inseln boten Schutz vor den spanischen Eroberern und anderen Indianerstämmen es gibt hier keine gefährlichen Tiere, Schlangen und Insekten gibt.

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Ende des 18. Jahrhunderts schlossen die Kunas einen Pakt mit dem spanischen Gouverneur von Großkolumbien (zu dem auch Panama gehörte), der ihnen ein weitgehend friedliches Leben garantierte. Mit der Gründung der eigenständigen Republik Panama 1903 fiel das Gebiet der Kunas an Panama. Die darauf folgenden Repressalien der Regierung kulminierten 1925 in einem für die friedliebenden Kunas ungewöhnlich blutigen Aufstand. Die Intervention der USA verhinderte eine weitere Eskalation, ein Friedensvertrag folgte. Die Kunas akzeptierten die Zugehörigkeit zu Panama und erhielten dafür die Zusage, ihre traditionellen Gesetze, ihre Kultur, Sprache und Tradition auf ihrem Gebiet einhalten und bewahren zu dürfen. Zwar müssen die Kunas in Verhandlungen ihre Autonomie immer wieder verteidigen, aber vom Staat Panama wird die „Comarca Guna Yala“ mittlerweile gerne als Paradebeispiel für Selbstverwaltung und Schutz indigener Völker präsentiert.

Eine ihrer wichtigsten Einnahmequellen sind die Kokosnüsse, der Hauptabnehmer sind Händler aus Kolumbien. Jede noch so kleine Insel gehört einer Großfamilie, die Palmenanlagen werden regelmäßig gepflegt und die Kokosnüsse eingesammelt.

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Auch vom Tourismus können die Kunas inzwischen leben, es gibt keine Hotelburgen, sondern einfache Hütten, manchmal ein kleines Hotel, alle in Kuna-Hand, hinzu kommen die vielen Tagestouristen, die in einfachen Bars am Strand versorgt werden. Und die berühmten Molas, die die Frauen sticken, nähen, sind inzwischen ein begehrtes Souvenier.

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An Land, in den Bergen, die kaum höher als 100m sind, befinden sich die Gärten, „fincas“, der Kunas, mit Bananen, Papaya, Mangobäumen, diverses Wurzelgemüse. Manche Kunas pendeln täglich zwischen Festland und Inseln hin und her, kein einfaches Tagwerk.

In kleinen Einbäumen fahren die Kunas über die Untiefen, halten die Angeln ins Wasser oder tauchen nach Langusten, paddeln und für die längeren Strecken zum Festland oder zwischen den Inseln werden zwei Stangen hervorgeholt, ein kleines Gaffsegel aufgespannt und ein Paddel als Ruder eingesetzt. Viel Körpereinsatz ist dabei nötig, um die Balance auf dem kleinen Gefährt zu halten.

Segelkanu

Die Gesellschaft ist matrilinear organisiert, meistens suchen die Frauen ihre Partner aus, die Männer ziehen bei der Familie der Frau ein. Die Frauen verwalten das Geld, der Grundbesitz wird in der Regel über die Frauen vererbt. Auch das stärkt ihre Position.

Die Dörfer werden von drei Chefs geleitet, ältere Kunas „Salias“ gennant. Ein Kreis von jüngeren Männern, Argars, interpretieren ihre Ratschläge und jüngere Salias sorgen für die Umsetzung bzw. Einhaltung der Regeln. Jeden Abend wird eine Versammlung, ein „congreso“, in der größten Hütte des Dorfes abgehalten. Jeder darf seine Ideen einbringen, mit diskutieren.

In den traditionellen Dörfern müssen Besucher vorher die Erlaubnis des obersten Sailas einholen, bevor sie den Ort besichtigen oder gar abends an einem congreso teilnehmen dürfen.

Bei den Kunas tragen nur die Frauen Tracht: einen bunten Wickelrock, eine Bluse deren Vorder- und Rückenteil eine Mola ziert, einen dicken goldenen Ring in der Nase, oft noch schöne goldene Ohrringe, Halsgehänge, gelb-orangene Perlenschnüre an den Armen und Beinen und ein Tuch auf dem Kopf, wenn sie längere Zeit in der Sonne unterwegs sind. Verheiratete Frauen haben einen praktischen Kurzhaarschnitt. Die Männer hingegen laufen ganz normal in T-Shirt und Shorts herum.

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Es gibt inzwischen aber auch Dörfer, die beschlossen haben, sich nicht mehr an die traditionellen Regeln und Gebräuche zu halten, sie werden als „civilisado“ bezeichnet. Die Frauen tragen keine Tracht mehr, lassen die Haare länger wachsen, und in dem größten Ort des Archipels, in Nargana, geht wohl auch langsam die Kenntnis der eigenen Sprache verloren, das Spanische ist zu dominierend.

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Die Kunas haben es über Jahrhunderte hinweg geschafft, ihre Kultur, Religion und Sprache zu erhalten. Der Einfluss der westlichen Welt wird sicher immer stärker spürbar, Schule, Touristen, Mobiltelefone, Internet, die zunehmende Mobilität. Viele Männer arbeiten in Panama City, die Frauen fahren mit ihren Molas zum Verkaufen dorthin, auch haben viele Kunas inzwischen Häuser in Panama City. Wie die Kunas diesen Spagat meistern, wie diese Spannungen zwischen Tradition und Moderne für sich lösen, das haben wir uns oft gefragt.

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