Tierwelt

Leben auf dem Segelboot in den Tropen – idyllische Sonnenuntergänge, blauer Himmel, ein eisgekühlter Drink an Deck, dolce vita ohne Ende. Leider gibt’s das nur im Prospekt, die Realität an Bord sieht normalerweise etwas prosaischer aus. Und das nicht nur, weil wir weder Eiswürfeln noch Liegestühle dabei haben.

Als wir von unserer Rundreise durch Guatemala wieder an Bord zurückkehrten, standen mal wieder ein paar Reparaturaufgaben an: Unser Laptop hat den Geist aufgegeben, das Ladegerät auch, und die GPS Antenne ist altersbedingt ebenfalls verschieden. Deshalb gibt es im Augenblick nur Blog-Einträge ohne Fotos, denn wir haben keine Bildbearbeitungs-Software mehr und laden den Text übers Tablet hoch, jedenfalls solange, bis wir einen Ersatzrechner aus Deutschland mitbringen können.

Aber erzählen wollen wir heute von der einheimischen Tierwelt, und zwar von der eher lästigen Sorte. Eine kleine Typologie der Sechsbeiner, die uns so täglich über den Weg krabbeln.

Die Stechfliege: die blutsaugende Variante der Schwebfliegen, schwarz-gelb gestreift, hübsch anzusehen, den ganzen Tag unterwegs und von handelsüblichen Mückensprays eher angezogen als abgeschreckt. Der Biss juckt etwa eine Woche lang, falls er sicht entzündet entsprechend länger.

Die klassische Steckmücke, die in den Abendstunden auf uns ihr Essen sucht. Eher harmlos, weil normales Mückenspray halbwegs dagegen hift.

Die Ameisen: als wir zurückkamen, waren ein paar Völker davon auf der Muktuk als neue Besitzer eingezogen Über die Landleinen an Bord gekrochen, haben sich an Deck ein paar Nester gebaut und natürlich auch den Weg ins Schiffsinnere gefunden. Entlang ihrer Ameisenstrassen waren sie fleissig zugange, unsere Vorräte zur Aufzucht ihrer Brut umzuwidmen. Birgit hat kurzerhand zur Kammerjägerin umgeschult und mit Giftspray, Ameisengel (-gel, nicht –engel getrennt) und Giftpulver ein paar Strassenblockaden eingerichtet, so dass wir langsam das Boot zurückerobern konnten. Wir hoffen jetzt nur, dass keine Termiten dabei waren, die sich in unseren schönen neuen Innenausbau eingerichtet haben.

Zum Glück gibt es ja keine Stahl-Termiten, die Substanz ist also nicht in Gefahr. Andererseits: könnte man nicht die Ameisen durch ein paar gentechnische Tricks dazu abrichten, den Rost an Bord auch an den Stellen abzunagen, an die wir ums Verrecken nicht mit Werkzeugen herankommen? Das wäre mal eine dankbare Aufgabe, da würden wir auch unsere Vergiftungsaktion beenden. Wir haben nur noch keinen Verhandlungsführer dafür gefunden.

Eintagsfliegen: etwa 1cm lange weissliche Viecher, die exterm empfindlich sind und im Normalfall nicht einmal landen können, ohne sich die Flügel oder was auch immer zu brechen und einzugehen. Ihre mangelnde Robustheit machen sie aber durch Stückzahl wett: jeden Abend kommen ungelogen Tausende davon, fliegen auf jedes hellere Licht und kleistern Scheiben, Deck, Messetisch, Arbeitsplatten in der Küche und sogaer Beiboot und Stege mit ihren Leichen zu. Was auch immer sich die Evolution da gedacht haben mag… Das einzige was zumindest unter Deck hilft: alle Luken zwischen sechs und sieben Uhr dichtmachen, und das Abendessen in der Sauna zubereiten.

Kakerlaken: die klassischen Schrecken der christlichen Seefahrt. Hier sind die Biester locker 4cm lang. Leider sind sie flugfähig, was aussieht wie ein zu groß geratener Maikäfer. Neulich rannte an Bord eine von ihnen auf dem Boden herum, dann war Treibjagd angesagt, um sie einzufangen und möglichst vor der Eiablage von Bord zu verweisen. Drückt uns die Daumen, dass es dabei bleibt.

Mehlkäfer: nachdem ich vorgestern bei der Zubereitung einer Portion Spaghetti im Nudelwasser eine Handvoll kleiner schwarzer Käfer aus der Brühe fischen musste, haben wir gestern unsere gesamten Nudelvorräte durchgeschaut und 2-3 kg Nudeln weggeworfen. Der noch nicht befallene Rest lagert jetzt in der Tiefkühltruhe der Marina, um etwa übersehene Käfer oder Eier umzubrigen und einem Neubefall vorzubeugen.

Leben auf dem Segelboot in den Tropen: ein Idyll – jedenfalls für Lebewesen mit sechs Beinen. Für uns Zweibeiner wird es langsam Zeit, dass wir hier wieder rauskommen.