Kami-Kamagari – Orangen und eine Schutzgöttin

12. – 16. März 2024

Nach ein paar kurzen Wochen in Deutschland, während Muktuk in Hiroshima in einem sicheren Hafen geparkt war, nachdem wir ein paar Reparaturen am Boot erledigt und unsere Bekannten in Etajima noch einmal besucht haben, ziehen wir weiter ostwärts in der Seto Inlandsee.

Nächster Halt für die Muktuk ist der Schwimmsteg auf der Insel Kami-Kamagari.

Auf der anderen Seite der schmalen Landzunge befindet sich eine Art Ferienanlage mit einem Park, einem großen Hotel nebst Sportplatz und einer Reihe einfacher Ferienhäuser mit Meeresblick. Jetzt in der Nebensaison ist kaum was los, wir haben den Strand komplett für uns alleine.

Nur der Onsen und das Café oben am Berg sind einigermaßen gut besucht. Und so sieht ein typisches Mittagsmenü in dem Café aus:

Wir haben wieder Glück mit dem Wetter und nutzen die sonnigen Tage für ausgedehnte Spaziergänge. Von hier oben sieht man, wie die Strömungen der Inlandsee das Wasser durcheinander wirbeln.

Hinter dem Strand mit den Ferienanlagen erheben sich steile Hänge, auf denen Obstgärten mit Zitrusfrüchten angelegt sind, dazwischen die Wirtschaftswege, die wir für unsere Wanderungen nutzen. An den steilen, der Sonne zugewandten Hängen gedeihen die Mandarinen, Orangen und Zitronen im milden Klima der Seto Inlandsee besonders gut.

Gerade hängen die Bäume voller Orangen. Diese Sorte wird in Japan Hasaku genannt. Sie sind größer als die handelsüblichen Orangen, haben eine etwas abgeflachte Form und ein ganz besonderes Aroma mit einer leicht bitteren Note in Richtung Grapefruit.

Auch hier zeigt sich deutlich der Rückgang der Bevölkerung, Arbeitskräfte fehlen, um alle Gärten in Stand zu halten. Wir laufen an vielen aufgelassenen Obstgärten vorbei, in denen das Gras zwischen den Bäumen hoch steht und sich Schlingpflanzen um die Baumstämme und Äste ranken. In manchen Gärten ist die Verwilderung bereits so weit fortgeschritten, dass die Bäume von den Schlingpflanzen komplett überwuchert sind und keine Früchte mehr tragen können.

Die Bäume an diesen steilen Hängen zu pflegen, stellen wir uns sehr mühselig vor. Auch die Ernte ist nicht so einfach. Überall sehen wir eine Art Lastenzüge, auf denen die Obstkisten transportiert werden. Viele sind längst nicht mehr in Betrieb und haben Rost angesetzt, wie auch dieses Auto, das sehr kreativ am Straßenrand parkt.

Die Mandarinen-Saison ist eigentlich schon vorbei. Doch an diesem Baum hängen sie noch dicht an dicht, es ist offensichtlich, dass sich niemand um diesen Garten kümmert. Also trauen wir uns, ein paar Früchte mitzunehmen, sie sind köstlich!

Am nächsten Tag nehmen wir uns einen anderen Höhenweg vor, der uns bis zu einer Andachtsstätte führt.

Hier steht die Statue einer buddhistische Gottheit, die über Fischer und Seefahrer wacht. Die Legende besagt, dass sie früher leuchtete, um sie vor Gefahren in den strömungsreichen Gewässern zu warnen.

Neben der Statue führt ein steiler Weg den Berg hoch. Ich bin nicht mehr so schwindelfrei wie früher und muss meinen ganzen Mut zusammen nehmen, um die Treppen zu bewältigen, den Blick immer fest auf die Stufen gerichtet.

Nach ein paar Windungen und spektakulären Ausblicken erreichen wir ein kleines Plateau, wo eine weitere Andachtsstätte errichtet wurde: ein kleiner Schrein schmiegt sich an den Felsen, davor hängt eine Glocke, die man zum Gebet schlagen kann.

Unten am Parkplatz haben zwei ältere Herren ihre Campingstühle aufgestellt und eine Drohne ausgepackt. Mit ihr verfolgen sie unseren Weg und als wir wieder unten ankommen, fragen sie uns, ob wir einverstanden sind, dass sie die Aufnahmen auf ihrem Kanal auf Youtube einstellen und wir darauf zu sehen sind. Hier ist das Video, das sie von dem Berg gedreht haben.