Ziegen gibts überall…

Caleta San Juanico 14. – 17. Januar 2022

Knapp 20 Seemeilen nördlich von Loreto befindet sich eine große Bucht namens San Juanico, die nicht nur bei den Seglern sehr beliebt ist. Wohnmobile und Zelte stehen in den Dünen der nördlichen Ecke der Bucht. Am Sandstrand spielen Kinder im seichten Wasser, Erwachsene umrunden mit dem Schlauchboot oder dem Paddelbord den dicken malerischen Felsen, der in der Mitte der Bucht aus dem Wasser ragt.

Auch wir wollen wir uns ein bisschen bewegen und fahren zum südlichen Strandabschnitt, der durch einige Felsen vom Campingplatz abgetrennt ist. Dahinter entdecken wir eine schmale Lagune, die sich offensichtlich weit ins Landesinnere hinein zieht. Ein kleiner von Pferdehufen ausgetretener Pfad führt am Rand der Lagune entlang. Wieder bestaunen wir Felsen mit bizarren Formen und Kakteen in unterschiedlichsten Größen und Farben. Schließlich sehen wir in der Ferne auch die Pferde, die auf den kleinen grünen Flecken stehen und grasen.

Wir gehen weiter, lassen uns von den Pferdespuren und dem ausgetrockneten Flussbett leiten, bis wir auf einmal Stimmen hören, Türen schlagen zu und ein Auto fährt weg. Ein paar Meter noch schlagen wir uns durch ein Dickicht aus Sträuchern und Kakteen bis wir auf eine staubige Schotterstraße stoßen. Auf der gegenüberliegenden Seite der Straße befindet sich eine kleine Ranch: eine Oase mitten im Nirgendwo. Neugierig gehen wir zur Umzäunung, wo uns ein Mann mittleren Alters freundlich begrüßt. Sicher, sehr gerne dürfen wir uns umsehen und bittet uns auf den Hof.

Er führt uns zu einer schattigen Terrasse mit Tischen und Stühlen, am Geländer sind viele schön gearbeitete Sattel und anderes Reitzubehör aufgehängt. Hier kann man Touren mit den Pferden buchen, die wir in der Lagune gesehen haben. Und dann zeigt er uns das halboffene Gewächshaus! Mitten in der Wüste gedeihen hier grüne Zwiebeln, Salate, rote Beete, Rucola, Radieschen, Peperoni und Tomaten. Das Wasser für die Ranch muss er allerdings mit dem Auto in Tanks hierher transportieren lassen, erklärt uns der Mann. Und eigentlich kann er nur in den vergleichsweise kühleren Wintermonaten das Gemüse ziehen, im Sommer sei es dafür viel zu heiß. Wir würden so gerne etwas davon mitnehmen, haben aber leider kein Geld eingesteckt. Macht nichts, winkt er ab, wir können auch später zahlen. So gehen wir mit ihm durchs Gewächshaus und er zupft immer mal wieder was für uns aus der Erde. Am Ende ist die Tüte mit voll mit frischen grünen und roten Sachen!

In einem Gehege nebenan laufen ein paar Zicklein hin und her und nicht weit davon, unter einem Baum im Schatten steht ein jüngerer Mann, neben ihm hängen geschlachtete und fertig ausgenommene Tiere. Wir fragen nach, ja, es sind junge Ziegen und zum Verkauf gedacht. Wir müssen nicht lange überredet werden, eine ganze mitzunehmen, denn so groß sind sie ja doch nicht. Ich erzähle dem Mann, dass wir früher in Siebenbürgen viele Jahre lang 2-3 Ziegen hatten. Daraufhin möchte er wissen, wie denn das Wetter in Europa sei und was die Ziegen dort fressen würden. Er schaut mich ganz ungläubig an, als ich von saftigen grünen Wiesen und Sträuchern im Sommer erzähle und von kalten Wintern, in denen man die Tiere mit Heu füttern musste.

Wir bitten die beiden Männer um etwas Geduld, wir müssten erst zum Boot zurück. Nein, nein, versichern sie uns, es sei nicht nötig, den ganzen Weg noch einmal hin und her zu laufen. Am Strand beim Campingplatz stünde ein gelbschwarzes Wohnmobil, darin wohne ein Mann namens Gregorio (George). Wir könnten ihm das Geld geben, er würde sowieso jeden zweiten Tag zur Ranch fahren. Und wenn wir George und den anderen Campern und Seglern doch Bescheid geben könnten, dass sie frisch geschlachtete Zicklein hätten. Wir bedanken uns überschwänglich für ihr Vertrauen und hoffen, dass wir im April wieder vorbei kommen können!