Dominica – Inselrundfahrt

Die Weihnachtsfeiertage waren verregnet: ein Schauer jagte den nächsten und unsere Hauptbeschäftigung war: Luken auf, Luken zu! Aber dann, als wir die Inselrundfahrt verabredeten, schien mit einem Mal die Sonne, was für ein Glück.

Ganz in der Früh um 8:00h wartet auf uns Paul Honoré mit dem großen Taxi-Bus von Alexis am Fischereisteg. Er stellt sich vor als „familiy man“, mit vier Kindern und einem Enkelkind, und beginnt sofort begeistert über seine Insel zu erzählen. Überall, wo wir vorbeifahren, zeigt er auf Gebäude, auf Pflanzen und weiß etwas dazu zu sagen. In den Bergen, zwischen dem tropischen Regenwald gibt immer wieder kleine Örtchen, drum herum Gärten, kleine Felder, dem Urwald abgetrotzt. Die Regierung hat einiges Land günstig abgegeben, so dass viele Menschen nun ein Auskommen haben als Selbstversorger und Gemüselieferanten. Unser erster Halt an der Ostküste ist ein uriges Café mit Andenkenladen, mit einem spektakulären Blick auf die Steilküste. Hier und weiter südlich wurden ebenfalls etliche Szenen für „Fluch der Karibik 2“ gedreht.
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Dann kommt ein richtiger Wald voller Kokospalmen in Sicht, ein kleines Gebäude, in dem Kokosnüsse getrocknet werden und dahinter die malerische Ruine einer aufgelassenen Rum-Fabrik. Britische Ingenieurskunst, große Zahnräder, vom Wasser angetrieben, rosten vor sich hin, auch hier hat sich das üppige Grün breit gemacht.
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Wir finden eine Machete und Paul schlachtet eine Kokosnuss für uns, herrlich frisch schmeckt das Fruchtfleisch und sättigt zugleich.
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Dann fahren wir durch das Kalibishie-Gebiet, das die Regierung den wenigen verbliebenen Ureinwohnern, den Caribs, überlassen hat. Viele schöne neue Häuser sieht man, und mittendrin ein Freiluft-Dorf, in dem noch alte traditionelle Bauten stehen, mit Strohdächern, Läden mit schönem Kunsthandwerk, geflochtene Matten, Körbe in allen Formen und Größen, schwarz-rote Halsketten aus Samen, Kinderrasseln, alles aus den Materialien des Waldes. Wir hören Trommeln, eine größere Reisegruppe erhält eine Tanzvorführung. Die Caribs haben sich im Laufe der Jahrhunderte nach und nach mit den westafrikanischen Sklaven der Insel vermischt, trotzdem erkennt man noch deutlich indianische Gesichtszüge.
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Vor dem Mittagessen machen wir noch Halt an einer neueren Kirche, das niedrige Dach besitzt die Form eines umgekehrten Bootes. Ein moderner Altar mit einem Gemälde, das sowohl den christlichen Glauben als auch jenen der Ureinwohner symbolisieren soll.
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Die Mittagspause, noch auf der Ostseite, verbringen wir in einem kleinen Restaurant mit einem wunderbaren Blick aufs Meer und sehr gutem Essen. Die Bar ist großartig: eine Sammlung von Flaschen, alle möglichen Wurzeln, Blätter, Gewürze in Rum eingelegt.
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Wasserfälle hat die Insel – und was für welche! Zu einem davon wandern wir, vorbei an einem angelegten Garten mit allerlei blühenden Sträuchern, dann zeigt uns Paul hier eine Heilpflanze, dort einen Kaffee-Strauch und einen großen geraden hohen Baum, aus dem die Caribs ihre Kanus heraushauen. Außerdem sondert dieser Baum ein Harz ab, das man getrost als Weihrauch hernehmen kann, so gut riecht es und gegen die hiesigen Stechmücken soll es auch helfen. Dann schält Paul ein Stück Rinde eines anderen Baumes ab und hält es Andreas hin, es könnte die Manneskraft stärken.
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Weiter geht es nun durch den Regenwald auf gut befestigten Wegen zum Wasserfall, dem „Jako-Fall“, wo wir alle drei in das kühle Wasser eintauchen, der Wasserstrahl ist so stark, dass er einen fast wegfegt. Schade, dass man dieses intensive Grün und diese Pflanzenvielfalt nur teilweise auf den Fotos einfangen kann.
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Nun fahren wir über die Insel zurück zur Westküste durch das Tal des Layou River. Weiter unten an der Mündung sehen wir Berge von Schotter und Sand. Vor einigen Jahren hat ein Erdrutsch oben in den Bergen während der Regenzeit so viel davon nach unten geschwemmt, dass Brücken und Straßen zerstört wurden. Jetzt sind Baufirmen am Werk, die den Schotter und Sand verarbeiten, er wird auf Dominica genutzt und ist zudem ein wichtiger Exportartikel geworden, den die anderen Inseln, vor allem Guadeloupe, gerne abkaufen.

Zuletzt, die Sonne steht schon tief am Himmel, will uns Paul noch ein paar Iguanas, die hiesigen Chamäleons, zeigen. Eine kleine Hotelanlage mit schöner Restaurantterrasse und malerischem Sandstrand davor, der Sun Beach Club, lässt diese Tiere gerne als Attraktion in den Bäumen herum klettern und ruhen. Noch ein Kaffee und ein Sorrel-Saft mit Blick aufs Meer getrunken und das letzte Stück des Weges an der Küste in der Abenddämmerung zurück gelegt.
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Wir haben unsere Zeit deutlich überzogen, aber Paul war ein so begeisterter Guide und hat uns so viel erzählt auf unsere Fragen, uns so viele schöne Plätze gezeigt. Ein wundervoller übervoller Tag!